Eigenh. Brief mit U.
Autograph ist nicht mehr verfügbar
An einen namentlich nicht genannten „Hofpianisten“, wohl Eugen d’Albert (1864–1932): „Wiesbaden! Hotel Royal! Villa am Park in prachtvoller Lage! Chateau Lafitte! Etc. Etc. In der That: Sie sind nicht nur Hofpianist! Sie haben auch ganz raffiniert instrumentieren gelernt! Gewiss, so muss man sich einzurichten verstehen. Und dabei: nicht blasiert werden, sondern immer das für den Künstler, wie für den Menschen unentbehrliche ‚Kind’ behalten [...] Sie haben jetzt das schönste Alter erreicht. Möchten Sie es in voller Harmonie der geistigen und physischen Kräfte geniessen! – Das Fremdenzimmer am Park ist allerdings sehr verlockend. Doch, ich weiss nicht warum, ich habe aber die Lust, nach Deutschland zu gehen, verloren. Im Frühling gedenke ich indessen mit meiner Frau nach Warschau zu gehen. Sollten wir dann in die Nähe von Wiesbaden kommen, muss es in irgend einer Weise ein Wiedersehen geben. Ich war in den letzten Jahren – nicht gerade gestorben, aber sehr leidend. Eine sehr trübe Zeit erlebe ich gerade jetzt. Mein einziger Bruder starb plötzlich vor 14 Tagen. Er wählte selbst den Tod, was die traurige Thatsache nur um so viel trauriger macht [...] Es ist zwar sehr hübsch von Ihnen dass Sie als Dank für das englische Geld, welches Sie aus London mitgebracht haben, Ihren Sohn nach dem englischen König genannt haben. Ich trage aber denselben Namen, und da Sie ihn Edvard und nicht Edward schreiben, so haben Sie offenbar an mich und nicht an den englischen König gedacht. Darauf bin ich nicht wenig stoltz [!] und es soll mir selbstverständlich eine besondere Ehre sein, als Pate zu fungiren. Auch die andern ‚Sprösslinge’ hoffe ich gelegentlich kennen zu lernen. In Hildegard bin ich schon verliebt. Ich bin jetzt 58. Sie lächeln. Ich versichere Sie aber, das Alter ist gefährlicher wie Sie glauben [...]“. – Etwas angestaubt und mit kleinen Gebrauchsspuren, sonst gut erhalten; beiliegend eine ms. Umschrift.