E. Brief mit U.
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Carl Friedrich Gauss (1777-1856), Mathematiker. E. Brief mit U., Göttingen, 6. April 1821, 2 Seiten 8°. Doppelblatt. Kleinere Randläsuren. An den Münchner Ingenieur Georg von Reichenbach (1771-1826) wegen der Zusendung eines Theodolithen [= Winkelmessinstrument]: „[…] Durch Ihren lieben Brief vom 21. Dec. v. J. haben Sie, mein verehrtestes und theuerster Freund, mir Muth und Beruhigung gegeben, indem Sie mir den Theodolithen auf diesen April und den Stutzschwanz auf nächsten Julius versprachen. Im Vertrauen auf dieses Versprechen habe ich nun alle meine Maasregeln für die Triangulirung genommen, meine Gehülfen sind ernannt und im Begriff die Campagne anzufangen, ich lasse schon an den geeigneten Puncten Signalthürme erbauen u.s.w. Senden Sie also doch ja vor allem den Theodolithen sobald er fertig ist, schleunigst ab. Mit dem Stutzschwanz warte ich dann gern bis zum Julius, um so mehr, da ich nach Ihrem Briefe noch verbesserte Einrichtungen an demselben zu hoffen habe, und Hrn. Prof. Bohneberger des seinigen nicht berauben will. Aber noch einmal, theuerster Reichenbach, lege ich Ihnen das dringende Bedürfnis des Theodolithen an Ihr freundschaftliches Herz. Ohne den kann ich nichts machen, und komme in die grösste Verlegenheit. Sollte daher – gegen meine Hofnung – die Vollendung dieses Instruments sich noch einige Wochen länger verziehen als Sie versprochen haben, so bitte ich Sie inständigst, mir sofort unter meiner Addresse den Theodolithen des Hrn. Prof. Schumacher zu schicken, indem er im Nothfall mir diesen auf kurze Zeit zu leihen sich freundschaftlich erbietet, wie er Ihnen auch selbst geschrieben haben wird. Da an diesem Instrument bloss eine kleine Reparatur zu machen ist, die in ein paar Tagen gemacht werden kann, so rechne ich hierauf auf das sicherste. Der gute Fortgang meiner Operation hängt vorzüglich von einem guten Anfang ab. Dürfte ich in Beziehung auf den Theodoliten noch eine Bitte hinzufügen, so wäre es die, das faden Netz so einzurichten [hierzu eine kleine Zeichnung], d. i. Statt Eines verticalen fadens einen doppelten einzuziehen, etwa so daß ihre Distanz 30’’ oder 40’’ beträgt. Beim Pointiren auf sehr entfernte schwache Gegenstände habe ich eine solche Einrichtung sehr zweckmässig gefunden. Ist aber, beim Empfang dieser das Netz schon fertig, so lassen Sie es nur so, wie es einmal ist, wenigstens möchte ich nicht, daß die Absendung des Instruments deshalb auch nur Einen Tag später erfolgte […]“ – Alter Vermerk am Kopf, leicht gebräunt.