Josephine Gallmeyer

Gallmeyer, Josephine

Schauspielerin, Sängerin und Schriftstellerin (1838–1884). Eigenh. Brief mit U. Marienbad. 3½ SS. auf Doppelblatt. 8vo. Beiliegend eine Portraitphotographie im Format 90:58 mm auf etwas größerem Trägerkarton.
260 € (10914)

An den Theaterdirektor und Schriftsteller Heinrich Laube (1806–1884): „Wieder eine neue Idee welche ich Ihnen mittheilen muß! Herr Emil Vacano, welcher vor 2 Jahren eine reizende brillante Rolle für mich schrieb – die mir aber leider zu schwer schien u. ich nicht den Muth hatte dieselbe zu spielen – wäre wohl auch geeignet für Ihre Bühne u. meine Begabung eine Comödie u. Rolle zu schreiben! – Heute Morgens fiel mir dies ein u. ich schrieb ihm sofort er möge Ihnen seine Comödie einsenden – lesen Sie dieselbe selbst durch Herr Doctor, es lohnt der Mühe.

Der Dialog ist ganz reizend u. würde d. Stück, von Ihnen eingerichtet, mit Frl. Schratt in der für mich bestimmten Rolle einen schönen Erfolg haben – ich bin für diese Rolle etwas zu alt – auch will mich das Publikum nicht in Lustspielen sehen – ich kann es auch nicht – wenn ich gut deutsch sprechen soll – wo ich auf die Sylbe achten muß [?], bin ich beengt in meiner Darstellung u. verliere Alles was gut an mir u. das ist die Natürlichkeit[.] – Vacano wird einen Ausweg finden, er soll die Rolle hochdeutsch schreiben, ich werde sie schon lokalisi[e]ren [...]“. – Die uneheliche Tochter der Sängerin Katharina Tomaselli wuchs in Brünn auf, debütierte daselbst 1853 als Soubrette und sang an ungarischen und deutschen Bühnen. „1862 kam sie mit Friedrich Strampfer an das Theater an der Wien, an dem sie wie auch am Carl-Theater und am Strampfer-Theater (dessen Leitung sie gemeinsam mit Julius Rosen 1874 übernahm) Erfolge als Schauspielerin, Sängerin und Tänzerin feierte“ (DBE). Die vielfältige Künstlerin – die auch Erzählungen und Bühnenstücke (u. a. „Aus purem Haß“, 1883) verfaßte – trat vornehmlich in Volks- und Dialektstücken sowie in zahlreichen Operetten der Wiener Klassik auf. Häufige Gastspielreisen führten sie durch Österreich, Deutschland und Nordamerika. „Als Soubrette und ‚Lokalsängerin’ in Possen, Vaudevilles, aber auch in ernsten Charakterrollen war Gallmeyer eine Epochenerscheinung des Wiener Theaters. Im tragischen Stildrama ohne Erfolg, kreierte sie wirkungsvollst Anzengrubers ‚Trutzige’. – Wahrscheinlich die geheimnisvollste Schauspielerin der Wiener Volksbühne, dämonische Erscheinung des Wiener Volkstums überhaupt, war sie unter den Frauen der Wiener Bühne das elementarste, ursprünglichste Genie. Zeitweise sehr vermögend, starb Gallmeyer nach schmerzhaftem Leiden, fast verarmt” (ÖBL I, 395f.). – Die Originalphotographie mit einer halbfigürlichen, etwas posierenden Darstellung..

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