Hans-Georg Gadamer

Gadamer, Hans-Georg

deutscher Philosoph (1900-2002). Ms. Brief mit eigenh. Korrekturen und Unterschrift. Heidelberg. 4to. 1 1/2 pp. Mit Kuvert.
3.500 € (81401)

Großer und aufschlussreicher Brief von Hans-Georg Gadamer an den Philosoph Christoph von Wolzogen, in dem es um ein Unterfangen geht, den dogmengeschichtlichen Hintergrund aufzuklären, der - wie Gadamer es ausdrückt - „in den ersten Denkversuchen der Heideggerschen philosophischen Emanzipation“ stecke: „[…] Obwohl ich sonst keinerlei biographisches Interesse an Heidegger habe - was gewiß jeder verstehen wird, der weiß. welche dauernde Bedeutung und spannungsvolle Bedeutung meine Beziehung zu Heidegger hat -, sind doch in diesem Falle nicht nur einige biographische Details von Interesse, wenn sie mir auch nichts Neues erzählen.

Aber das Thema, das sachlich in Ihrer Interessenahme an der Wechselbeziehung zwischen Heidegger und Krebs beschlossen ist, verdient auch in höchstem Maße mein Interesse. Von der Existenz eines echten Gebens und Nehmens bin ich apriori überzeugt. Und wenn Braig meistens nur als die wichtige Figur in Heideggers Munde gelegentlich auftauchte, so war das eben der gemeinsame Lehrer, und selbst das bestätigt noch die Wechselbeziehung zwischen den Schülern. Insofern bin ich mit voller Sympathie bei dem Arbeitsvorhaben. Freilich, es stellt eine persönlich-subjektive Anforderung, die kaum einer wird erfüllen können. Einerseits muß man stärker distanziert und unparteiisch sein, als etwa der wackere Hugo Ott besitzt, der meines Erachtens zu Unrecht deswegen so viel angegriffen wird. Man darf nicht irgendwo innerlich so festgelegt sein, auf eine Verteidigung der katholischen Kirche und ihrer Nachwuchspolitik. Auf der anderen Seite muß man aber nicht nur die ersten Schritte des Philosophen, des Denkers Heidegger, die uns inzwischen greifbar und greifbarer werden, wirklich zugänglich machen. Man muß schon auch etwas mehr, als leider ich besitze und als leider die meisten besitzen, die von der Inspiration Heideggers geprägt worden sind - man muß schon die Dogmengeschichte und das, was Braig hierin übermittelt hat, recht genau aufarbeiten. Und ob das jemand kann, der nicht in der katholischen Lehrtradition erzogen worden ist, weiß ich eben auch nicht genau. […]“ Hans-Georg Gadamer gilt neben Martin Heidegger (1889-1976) als die herausragende Gestalt für die philosophische Hermeneutik des 20. Jahrhunderts. Gadamers wichtigstes Buch „Wahrheit und Methode“, das 1960 erschien, gehört zu den Meilensteinen der Philosophie im 20. Jahrhundert. Sein Hauptinteresse galt der antiken Philosophie und hier vor allem Platon. Er setzte sich aber auch intensiv mit Hegel, Husserl und Heidegger auseinander, aber auch hochaktuell mit Habermas und Derrida. Gadamer war Assistent bei Heidegger in Marburg zwischen 1922 und 1928. Der im Brief erwähnte Carl Braig (1852-1923) war ein deutscher katholischer Priester, Theologe und Philosoph, der einen tiefen Einfluss auf den jungen Heidegger hatte, vor allem mit seiner Schrift „Vom Sein. Abriß der Ontologie“ (1896)..

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Gadamer, Hans-Georg

deutscher Philosoph (1900-2002). Ms. Brief mit eigenh. Unterschrift. Heidelberg. 4to. 1 p. Mit Kuvert.
1.800 € (81403)

Schöner Brief von Hans-Georg Gadamer an den Philosoph Christoph von Wolzogen, in dem es um den Philosophen Paul Natorp geht: „[…] Ich bin ja eine Art lebender Zeuge des Vorgangs, dem Ihre Arbeit gewidmet ist, und ich kann nur bestätigen, daß es sich hier um einen weitreichenden und bisher noch ganz ungenügend zur Geltung gebrachten Ausschnitt unserer eigenen Vorgeschichte handelt. In meinen ersten studentjahren in Marburg redete man ständig von Natorps Kritik an Bauch und […] dann später natürlich auch an den Vorlesungen bewegt und beteiligt.

Ich habe oft, auch nach meiner Begegnung mit Heidegger, die Spätentwicklung Natorps im Auge behalten und erinnere mich eines relativ häufigen Ausgangs von Diskussionen, die ich selten genug mit Heidegger und mit meinen Studenten pflegte, daß Heidegger es liebte, zu sagen: ‚Aber das ist doch wohl mehr Natorp’“! Ich sehe tatsächlich sehr starke Vorbereitungen für Heideggers Husserl-Kritik in dem späten Natorp. Aber was Natorp ganz fehlte, war die elementare Wucht seiner Sprachkraft. Seine gedankliche Sensibilität ist in der Tat den Dingen auf der Spur gewesen, die Heidegger später zu Worte zu bringen versuchte. […]“ Paul Natorp (1854-1924) war Mitbegründer des Marburger Neukantilismus. Im Wintersemester 1923/24 führte Natorp mit dem nach Marburg berufenen Martin Heidegger (1889-1976) einen intensiven Gedankenaustausch, dessen Arbeiten zu Duns Scotus (und Thomas von Erfurt) er schon sehr früh genau gelesen und exzerpiert hatte Hans-Georg Gadamer gilt neben Martin Heidegger (1889-1976) als die herausragende Gestalt für die philosophische Hermeneutik des 20. Jahrhunderts. Gadamers wichtigstes Buch „Wahrheit und Methode“, das 1960 erschien, gehört zu den Meilensteinen der Philosophie im 20. Jahrhundert. Sein Hauptinteresse galt der antiken Philosophie und hier vor allem Platon. Er setzte sich aber auch intensiv mit Hegel, Husserl und Heidegger auseinander, aber auch hochaktuell mit Habermas und Derrida..

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Gadamer, Hans-Georg

deutscher Philosoph (1900-2002). Ms. Brief mit eigenh. Unterschrift. Heidelberg. 4to. 1 p.
1.800 € (81404)

Betrübter Brief von Hans-Georg Gadamer an den Philosoph Christoph von Wolzogen, in dem es unter anderem um den bevorstehenden 100. Geburtstag geht: „[…] Aber ich muß Ihnen gestehen, ich bin vollkommen überlastet. Ich habe mir den Übergang vom hundertsten Lebensjahr zum 100. Geburtstag wahrlich anders versprochen. Ich komme selbst mit meinen eigenen Arbeiten kaum noch einen Schritt voran, weil sowohl Massenmedien wie sonstige Korrespondenten mich mit Anforderungen überschütten. […] Wir müssen uns damit abfinden, daß eine zeitlang wir alle für Narren gehalten werden.

Diese Zeit wird nicht sehr lange dauern, wie man aus den Vorgängen in den USA inzwischen bereits sieht. […]“ Hans-Georg Gadamer gilt neben Martin Heidegger (1889-1976) als die herausragende Gestalt für die philosophische Hermeneutik des 20. Jahrhunderts. Gadamers wichtigstes Buch „Wahrheit und Methode“, das 1960 erschien, gehört zu den Meilensteinen der Philosophie im 20. Jahrhundert. Sein Hauptinteresse galt der antiken Philosophie und hier vor allem Platon. Er setzte sich aber auch intensiv mit Hegel, Husserl und Heidegger auseinander, aber auch hochaktuell mit Habermas und Derrida. Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel schrieb anlässlich Gadamers 100. Geburtstag im Februar 2000: „Hans-Georg Gadamer gilt seit Jahrzehnten als de Nestor der deutschen Gegenwartsphilosophie. Auch in anderen Ländern wurde er eine Berühmtheit, stets gefragt als Vortragender oder Teilnehmer an Symposien. Er ist eine imponierende Persönlichkeit, ein Mann ebenso von gewinnendem Wesen wie von aristokratischer Erscheinung. Es ist kennzeichnend für Gadamer, wie wichtig ihm immer das Gespräch war, gerade auch das mit seinen Studenten. Selbst in seinem hohen Alter empfängt er in seinem Haus im Heidelberger Stadtteil Ziegelhausen regelmäßig Gesprächspartner.“.

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Gadamer, Hans-Georg

deutscher Philosoph (1900-2002). Ms. Brief mit eigenhändiger Unterschrift. Heidelberg. 4to. 3 pp. Briefkopf der Universität Heidelberg.
2.500 € (81512)

Ausführlicher Brief von H.-G. Gadamer an Ch. v. Wolzogen zum Neukantianismus, Heidegger und der aktuellen Philosophie: „[…] Ich habe ja die letzten Jahre von Natorp und auch dessen persönliche Begegnung mit Heidegger noch aus der größten Nähe miterlebt. Es gehörte dazu auch, daß ich als eine Art kostenloser Assistent die Bibliothek des Seminars zu verwalten hatte, und so wurde ich denn auch sozusagen zur Belohnung zu einem intimeren Kreis der Sonntagnachmittage eingeladen, dan denen Natorp nach seiner Wahl eine Dichtung vorlas.

Es war vor allem die dramatische Dichtung von Rabindranatagore, die ich auf diese WEise wie eine Art Einführung in die Poesis erleben konnte, und so kam es ja auch zu dem berühmten Heidegger-Manuskript, das Natorp endgültig für Heidegger interessirte [sic] und dessen Schicksal auch durch meine Hände lief, aber über lauter Verleihungen und Kriegsfolgen schließlich verloren ging. […] Immerhin hätte ich gern […] eine große und wichtige Frage für Sie: Die eine ist, ob Sie nicht Ihre Studien über Paul Natorp […] zu einer größeren Darstellung bringen könnten. […] man muß ja auch wirklich die Einseitigkeit des Marburger Neukantianismus mit einigem Abstand betrachten. Gerade wenn man selber von Heidegger weitgehend angespornt worden ist, bin ich doch überzeugt, daß gerade die allgemeine Psychologie Natorps im Grunde für Heidegger sogar wichtiger war als Husserls ‚Logische Untersuchungen“. […] Die Übertragung des Freiheitsbegriffes von der kantischen Basis der Moralphilosophie hat für mich etwas verblüffendes, und ich fühle mich förmlich zurückversetzt wie es ja manchen Physikern von heute geht, daß sie in der aristotelischen Physik ein Wahrheitsmoment zu finden glauben, das in die schroffe Kantische Unterscheidung von reiner und praktischer Vernunft nicht zu seinem Rechte kommt. […]“ Hans-Georg Gadamer gilt als einer der prominentesten deutschen Philosophen des 20. Jahrhunderts. Er gilt als Begründer einer universalen Hermeneutik, die sich in der Nachfolge Heideggers aus der Kritik am Methodologismus der traditionellen Hermeneutik von Friedrich Schleiermacher und Wilhelm Dilthey entwickelt. Der erwähnte Paul Natorp (1854 -1924) war ein deutscher Philosoph und Mitbegründer der Marburger Schule des Neukantianismus..

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Gadamer, Hans-Georg

E. Brief mit U.
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Hans-Georg Gadamer (1900–2002), Philosoph. E. Brief mit U. („HGGadamer“). Heidelberg, 23. Mai 1973. 1¾ SS. 4°. Mit e. adr. Kuvert. – An seinen (namentlich nicht genannten) ehemaligen Habilitationsvater Martin Heidegger: „Mit der grössten Bewegung empfing ich und las ich Ihre Jaspers Kritik, erstmals nach mehr als 50 Jahren. Kaum vorstellbar, und jedenfalls nicht ohne hermeneutische Reflexion, wie man damals und wie man heute diese Seiten liest. Damals spürte man mehr als dass man begriff, dass da ein neues Philosophieren anhob – heute ist man so viel klüger[,] hellhöriger, überwach geworden: das alles durch die gewaltige Wirkung Ihres Denkens. Wie das damals gestaut war, anstand, drängte und nach Luft rang. Aber als ‚Begründer der hermeneutischen Philosophie’ fühle ich mich gar nicht und bin froh, dass der ganze Rummel mit der Hermeneutik mich in die Rolle des Alten gedrängt hat, der mit den aktuellen Problemen wegen seines romantischen Gemüts nicht mehr recht mitkommt. In Wahrheit ist mein eigener Denkversuch – ob wirklich durch Paul Natorp vorgeprägt, und nicht viel mehr durch die transzendentalphilosophische Selbstinterpretation, die Sie selber anfangs nahelegten? – durch Ihr späteres Denken, durch beständige Nähe zur Dichtung, die ich von früh an hielt, und durch Platon bestimmt, und ich bin mir dessen sehr bewusst, dass mich mein eigenes ‚hermeneutisches’ Talent und die Dürftigkeit meiner begrifflichen Mittel stet in der Gefahr halten, vor der eigentlichen Frage, die mir durch Sie aufging, auszuweichen. Wenigstens aber verdanke ich den Anstössen, die Sie mir gaben, dass ich lesen lernte, und das ist nichts anderes als mit-denken bis zur vollen Anverwandlung [...]“. – Auf Briefpapier mit gedr. Briefkopf.