österreichischer Lyriker, Übersetzer und Essayist (1921-1988). Eigenh. Brief mit U. London. 4to. 4 Seiten. Gelocht.
2.500 €
(54444)
An den Schriftsteller Helmut M. Braem (1922-1977) mit Dank für einen Brief und eine Karte über den von ihm übersetzten Dylan Thomas: "[...] D. T. hat seine Gedichte für viel wichtiger gehalten als seinen Young Dog oder Milchwald, der ur-sprünglich nur Brotarbeit war, aber mehr wurde [...] kleine Übersetzungen für Zitate erlaube ich gern. Doch kann ich Stellen auch postwendend übersetzen [...] D. T's. beste Freunde waren Anarchisten und Kommunisten. Er war sehr unglücklich und hat sich zu Tode getrunken.
Er starb davon, daß er versuchte sich durch Phenobarbiton das nötige Gleichgewicht für eine Vorlesung zu verschaffen (Alkohol plus Phenobarbiton sind zuweilen tödlich). Er war ein Feind aller Orthodoxie, aber neben chtonischen und heidnischen Symbolen finden sich auch sehr eindringliche christliche. Er selbst hat die Frage, ob er ein Christ sei, verneint, aber nur gesprächsweise. An die Hölle hat er geglaubt: 'Man trifft in alle Ewigkeit niemand den man kennt. Daß man alle seine Freunde dort wiedersieht, ist nur schlaue Propaganda des Teufels.' Das war gar nicht so ganz im Spaß gesagt. Das Auffallendste an ihm war seine Vitalität [...]" - Geringe Altersspuren. - Eigenhändige Briefe von Fried sind sehr selten. - Fried war in der Nachkriegszeit ein Hauptvertreter der politischen Lyrik in Deutschland. Gleichzeitig gilt er vielen als bedeutender Shakespeare-Übersetzer, dem es als erstem gelungen ist, die Sprachspiele des englischen Dramatikers ins Deutsche zu übertragen. Er übersetzte außerdem u. a. T. S. Eliot, Dylan Thomas, Graham Greene, Sylvia Plath und John Synge. Zudem verfasste Fried einen Roman (Ein Soldat und ein Mädchen, 1960) und Kurzprosa. Er beteiligte sich am politischen Diskurs seiner Zeit, hielt Vorträge, nahm an Demonstrationen teil und vertrat öffentlich Positionen der Außerparlamentarischen Opposition, so dass er sich in konservativen und rechten Kreisen einen Ruf als „Stören-Fried“ erwarb. Allerdings war er ein unabhängiger Geist, der sich nicht für eine festgelegte Ideologie vereinnahmen lassen wollte. Seine 1979 veröffentlichten Liebesgedichte haben ein breiteres Publikum gefunden..
Schriftsteller (1921-1988). "Meinen Freunden in Holland". Gedicht-Typoskript (30 Zeilen) mit eigenh. Korrekturen sowie Widmung und U. Wohl Rotterdam. 12.06.1984. 1 S. Gr.-4to.
1.500 €
(33062/BN27827)
"Weil ihr den Büchern | die verbrannt wurden jenseits der Grenze | und denen die sie schrieben | Zuflucht gewährt habt [...] Und weil ihr jetzt wieder zögert, | den Wahnsinn der Europa ergriffen hat | von beiden Seiten | ganz so sehr mitzumachen | wie manche jenseits der Grenzen | darum fühle ich mich | immer beinahe ein wenig | ruhig und sicher | wenn ich in eurem Land bin." - Mit roter Tinte verbessert und am Schluß mit der Widmung versehen: "mit guten Wünschen | Erich Fried". - Am unteren Rand wohl vom Empfänger mit Schreibmaschine der Hinweis, daß Fried das Gedicht am 12.
Juni 1984 in "De Doelen" in Rotterdam gelesen habe, am ersten Tag der Debatte im niederländischen Parlament über die Stationierung neuer Mittelstreckenraketen. - Die linke obere Ecke mit zwei kleinen Ausrissen..
Schriftsteller (1921-1988). Eigenh. Manuskript mit U. O. O. 1 S. 4to.
950 €
(74368/BN48413)
"Bitte noch dies für mich dann noch vorlesen. Herr Prof. Dr. Bungenstab hat gestern als Diskussionsleiter angesagt, Prof. Leithäuser sollte auf meinen Wunsch noch sprechen. Dies war ein Irrtum, für den er nichts kann, aber - so sehr ich dann mit dem übereinstimmte was Prof. Leithäuser sagte und vorlas, ich hatte nichts gewünscht oder nicht gewünscht, sondern nur Prof. Bungenstab informiert, daß Prof. Leithäuser ebenfalls sprechen wollte. Das als meinen Wunsch darzustellen, könnte von manchen aufgefaßt werden, als hätte ich da manipuliert. Nicht meine Art: Ich bin eher ein Hund als eine Katze [...]". - Im linken Rand gelocht (keine Textberührung).