Franz Ferdinand

Erzherzog von Österreich, 1863-1914

Franz Ferdinand wurde nach dem Selbstmord seines Cousins Kronprinz Rudolf auf Schloss Mayerling (1889) und dem Tod seines Vaters Karl Ludwig (1896) zum Thronfolger. Von seiner 1892/93 unternommenen Weltreise brachte er 14.000 ethnologische Objekte und die Einsicht mit, dass nur ein föderalistisches System den Vielvölkerstaat am Leben erhalten könne. Der morganatischen Ehe mit Sophie Gräfin Chotek stimmte der Kaiser nur unter der Bedingung zu, dass die späteren Nachkommen des Paares keinen Anspruch auf den Thron hätten. Beim Attentat von Sarajevo wurden er und seine Frau von dem serbischen Nationalisten Gavrilo Princip ermordet. Die Tat löste die Julikrise aus, die zum Ersten Weltkrieg führte.

Quelle:

Franz Ferdinand

Erzherzog von Österreich (1863-1914). Eigenh. Brief mit U. Eckartsau a. d. Donau. 06.10.1907. 4 SS. auf Dopelblatt. 8vo.
3.500 € (62203/BN45355)

An eine Fürstin (Liechtenstein?): "[...] Leider kam mein Projekt die Herrschaften in Ihrer Haupt-Residenzstadt, am Sitze Ihrer Thätigkeit zu besuchen nicht zur Ausführung, aber Sie waren ja durch die Anwesenheit u. die Unterhaltungssucht des dicken siebenten Edi so in Anspruch genommen, daß ich Sie gar nicht hätte genießen können. Außerdem bin ich durch unsere herrlichen politischen zustände wo nur mehr Juden, Sozialdemokraten u. Ungarn unsere altehrwürdige Monarchie commandieren derart wild u.

desperat, daß mein alter Humor schwer gelitten hat u. ich nur sehr einen langweiligen Gesellschafter abgegeben hätte. Jetzt bin ich mit der ganzen Familie in Eckartsau werde immer grauer u. grauer und bekomme immer mehr Falten auf der Denkerstirne. Zu meinem größten Bedauern ersehe ich aus Ihrem Briefe daß Fürstin den Sommer nicht ganz wohl waren. Hoffentlich haben Sie sich schon wieder erholt und genießen recht den Aufenthalt in Liechtenstein [...]". - Auf Briefpapier mit gepr. Vignette..

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Franz Ferdinand

Erzherzog von Österreich (1863-1914). Eigenh. Brief mit U. Lölling (Kärnten). 13.07.1905. 11 SS. auf 6 Bll. 8vo. Mit eh. adr. Kuvert.
4.500 € (72317/BN46109)

An Graf Karl Coudenhove, den Statthalter im Königreich Böhmen, mit einer ausführlichen Beschwerde über "socialistische Treibereien" in der erzherzoglichen Herrschaft Chlumetz (Chlum u Trebone im Bezirk Jihocesky kraj, Tschechien) und mit dem dringenden Ersuchen diese abzustellen: "Wie Sie wissen besitze ich in Böhmen die Herrschaft Chlumetz in der Bezirkshauptmannschaft Wittigau. Bis vor Kurzem herrschten dort idyllische Zustände [...] beinahe nie kam irgend ein Anstand vor u. die arme Bevölkerung lebte glücklich : zufrieden größtentheils als Arbeiter oder Pächter der Herrschaft.

Seit Kurzem nun begann in dieser Gegend eine socialistische Bewegung [...] Auf einmal wurden die Leute: die betreffenden Gemeindevertretungen total stutzig, bockbeinig u direkt feindselig gegen mich resp. gegen meine Gutsverwaltung. Es constituirten sich socialistische Vereine u mit den Leuten ist absolut nicht mehr auszukommen. Wie mir allgemein berichtet wird, sollen die Leute künstlich aufgehetzt worden sein. Wie weit nun da die Behörden eines oder beide Augen zugedrückt haben oder aus Angst oder Unkenntnis der Thatsachen diese Bewegung in diesem sonst so ruhigen Theile Böhmens nicht beachtet haben, kann ich nicht beurtheilen da ich die entsprechend Instructionen nicht kenne. Ich weiß nur zu meinem größten Bedauern, daß besonders seit der Ministerschaft Körbers die k. k. Sozialdemokraten besonders gehätschelt u gepflegt werden [...]". - Weiters über Vorfälle in seinem Dorf Mirochau bei Chlumetz: "Nun machte sich auf einmal eine scharfe socialistische Bewegung geltend, welche hauptsächlich von einem infamen Kerl von einem Lehrer inscenirt wurde, der seit ungf. einem halben Jahre strafweise nach Mirochau versetzt wurde. Die Leute inscenirten Streike im Torfstich, agitiren in Allem gegen die Herrschaft, werfen meine Zäune um etc. etc. Nun hat vor einigen Tagen als ich noch mit meiner Familie in Chlumetz weilte in Mirochau eine socialistische Versammlung stattgefunden, zu der auch ein auswärtiger Hetzer erschienen war [...] Der Bezirkshauptmann fand es nicht der Mühe werth, obgleich die Versammlung in nächster Nähe meines Wohnsitzes stattfand, einen Regierungsvertreter hinzuschicken: die Leute konnten thun u reden was sie wollten! Ich ließ mir den Bezirks Hptm. (der mir einen äußerst stupiden Eindruck machte) kommen u sagte ihm über sein Vorgehen in sehr scharfer Weise meine Meinung. Natürlich erfolgte eine ganze Fluth von sehr dummen Ausreden, die ich aber alle nicht annahm und nicht annehme, denn der Mann scheint vergessen zu haben wer in seiner Bezirkshauptmannschaft wohnt u daß es zum Mindesten eine grobe Dienstesnachlässigkeit ist, wenn er auf der Herrschaft und beinahe unter den Fenstern des Thronfolgers socialistische Versammlungen zuläßt ohne zum Mindesten einen Regierungsvertreter hinzusenden! Ich bitte daher Excellenz dringend da Ordnung zu schaffen, dem guten Mann den Hauptpunkt klar zu machen u ihm die entsprechende energische Rüge zu ertheilen [...] Es scheint überhaupt diese Bezirkshauptmannschaft sehr aufmischungsbedürftig zu sein, der frühere Bezirkshauptm[ann], der Gott sei Dank weggekommen ist, hat mit Wirthshausconcessionen geschachert und der jetzige scheint sich durch Nachlässigkeit u Stupidität auszuzeichnen [...]". - Auf Briefpapier mit gedr. Briefkopf (Stahlstich mit Ansicht des Schlosses Lölling), das Kuvert mit rotem Lacksiegel..

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