Ludwig Feuerbach

Philosoph, 1804-1872

Ludwig Feuerbach war ein deutscher Philosoph und Anthropologe, dessen Religions- und Idealismuskritik bedeutenden Einfluss auf die Bewegung des Vormärz hatte und einen Erkenntnisstandpunkt formulierte, der für die modernen Humanwissenschaften, wie zum Beispiel die Psychologie und Ethnologie, grundlegend geworden ist. Den bedeutendsten und direktesten Einfluss übte Feuerbach auf die Herausbildung der marxschen Philosophie aus. Marx übernahm von ihm nicht nur die Religionskritik (die er politisch radikalisierte), sondern auch und vor allem den anthropologischen Materialismus. Dieser war für ihn die theoretische Grundlage, hinter die nicht zurückgeschritten werden durfte.

Quelle: Wikipedia

Feuerbach, Ludwig

Philosoph und Anthropologe (1804-1872). Eigenh. Brief mit U. ("L. Feuerbach"). Bruckberg. 27.11.1855. 2 SS. auf Doppelblatt. 8vo. Mit eh. Adresse (Faltbrief).
35.000 € (72993/BN47238)

An den Chirurgen Jakob Herz in Erlangen, den er als Vertreter der noch jungen "materialistischen Schule" in der Medizin hochschätzte, mit einer Empfehlung für den von der Theologie zur Medizin wechselnden Sohn seines Bruckberger Studienfreundes Karl Bayer. "So ungern ich sonst die Feder, seis zum Brief - seis zum Schriftstellern, ergreife, so gern ergreife ich sie doch jetzt, weil sie mich mit Ihnen, einem von mir innig verehrten Mann, in, wenn auch nur geistige, Berührung bringt […] Ein junger Mann, ein Bruder des hier seit einigen Jahren ansäßigen u.

mir befreundeten Dr. Bayer, welcher erstere zwar nicht auf mein Anstiften, doch nicht ohne meine ermunternden Versprechungen, daß ich Ihnen u. Herrn Prof. Dietrich ihn empfehlen würde, den beklemmenden Schulzwang der christlichen Theophilologie mit dem naturoffnen, liberalen Studium der Medicin vertauscht hat - dieser medicinische Embryo also, der vierte Sohn eines Schullehrers in Pommersfelden, welcher in den Erziehungs- u. Unterstützungskosten 1) eines ausstudirten freigemeindlichen Theologen 2) eines Schullehrers höhrer Ordnung 3) eines Malers bereits seinen mühsam gefüllten Beutel oder wenigstens guten Willen erschöpft hat - dieser also, um es endlich kurz abzumachen, hat mich ersucht, ein Wort zu seinen Gunsten an Sie zu richten, Sie zu ersuchen, ob Sie ihm nicht vielleicht zur Erlangung der Collegienfreiheit behülflich sein wollten […] Ich trage Ihnen […] nur seinen Wunsch vor, aber überlasse es vollkommen Ihrem eignen Willen u. Urtheil, ob sie ihn erfüllen wollen oder nicht. Ich weiß im Voraus, was Sie thun, ist das Rechte. Empfehlen Sie mich Ihrem abendlichen Freundeskreise u. empfangen Sie nochmals die Versicherung, daß ich nur deßwegen ohne Widerstreben die Feder zu diesen Zeilen ergriff, weil sie mir die Gelegenheit gaben, endlich einmal schriftlich Ihnen meine innige Verehrung aussprechen zu können […]". - Feuerbach arbeitete damals an der "Theogonie" und hatte seit Jahren nichts Neues veröffentlicht. - Mit geteiltem Ringsiegel und Adresse; das Adreßblatt mit kleinen Läsuren..

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Feuerbach, Ludwig

Philosoph und Anthropologe (1804-1872). Eigenh. Brief mit U. Bruckberg. 04.10.1851. 4 SS. auf Doppelblatt. 4to.
25.000 € (73942/BN47875)

An den Brockhaus-Verlag bei Übersendung des Manuskripts zu "Paul Johann Anselm Ritter von Feuerbachs Leben und Wirken veröffentlicht von seinem Sohne Ludwig Feuerbach", zu dem nur noch zwei Stücke fehlten, darunter das "der Königin Caroline [...] überreichte Memoire über K. Hauser, worin F. mit seinem bekannten juristischen Scharfsinn es wahrscheinlich [...] macht, daß K. H. allerdings der sei, wofür ihn die bekannte Fama publica, namentlich in Baden, ausgegeben hat [...] Ich selbst habe an diesem Memoire dieses, aber auch nur dieses auszusetzen, daß selbst einige (frühere) Träume K.

H.s zu den Indicien gezählt werden, doch dieß ist [...] gleichgültig: das Memoire gehört nothwendig zum Ganzen u. ist vielleicht in den Augen des allgemeinen Publicums das Allerwichtigste in der ganzen Sammlung [... ]." - Unveröffentlicht..

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Feuerbach, Ludwig

Philosoph und Anthropologe (1804-1872). Eigenh. Brief mit U. ("L. Feuerbach"). "Bbg." (d. i. Bruckberg). 23.01.1852. 1 S. auf Doppelblatt. 4to.
15.000 € (76594/BN49571)

Unveröffentlichter Brief an seinen Freund, den Pädagogen und Ökonomieverwalter Josef Schibich, über die Vorbereitung der Auflage der Schriften seines Vaters: "[...] In größter Eile weil mir eben der Einfall erst gekommen u. der Kutscher schon am Abgehen ist u. in eben so großer Unverschämtheit, weil Du selbst so gedrängt u. beschäftigt bist, schicke ich Dir hier zwei Bücher mit Stahlstichen mit der Bitte, sie zum H. Ra[a]b zu bringen u. zu zeigen mit der Bemerkung, daß mir die Größe derselben der ungefähre Maaßstab sei, wonach ich glaube, daß mein Vater zu stechen sei, daß ich soeben auch dem [Verleger] O.

Wigand diese Bilder als Maaß vorgeschlagen u. ihn aufgefordert habe, unverzüglich seine Ansicht u. Willensmeinung mir oder vielmehr sogleich ihm, dem H. Kupferstecher mitzutheilen [...]". - Der von Ludwig Feuerbach herausgegebene Band erschien noch im selben Jahr bei Wigand unter dem Titel "Anselm Ritter von Feuerbach's [...] Leben und Wirken aus seinen ungedruckten Briefen und Tagebüchern, Vorträgen und Denkschriften"..

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Feuerbach, Ludwig

Eigenh. Brief m. U.
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Früher, inhaltsreicher und unveröffentlichter Brief an den Verleger Heinrich Brockhaus, einen Anhänger seiner Philosophie mit der Kündigung der — auf seinen 1833 verstorbenen Vater, den Juristen P. A. v. Feuerbach zurückgehenden - Subskription auf Brockhaus ’ „Enzyklopädie“: „[…] Kein Werk aus der väterlichen Bibliothek konnte mir, der ich mich der Philosophie im engsten u. weitesten Sinne des Wortes gewidmet habe, willkommner sein, als dieses großartige, universale Werk. Das wissenschaftliche Interesse, das ich an Ihrer Encyklopädie nahm, war es daher auch, das mich zur Fortsetzung derselben verleitete, ungeachtet meine materiellen Mittel keineswegs im Verhältniß zu meinem geistigen Interesse standen. Es entschuldigt mich indeß […] die gerechte Hoffnung einer baldigen, meinen wissenschaftlichen Bedürfnißen entsprechenden Zukunft, welche mich damals […] erfüllte. Aber meine Hoffnungen gingen nach Jahre langem Warten nicht in Erfüllung; ich habe mich deßwegen bereits seit einem Jahre von der akademischen Laufbahn zurückgezogen, um lediglich als Privatgelehrter den Wissenschaften zu leben […]“ — Unveröffentlicht. - Den bedeutendsten und direktesten Einfluss übte Feuerbach auf die Herausbildung der marxschen Philosophie aus. Marx übernahm von ihm nicht nur die Religionskritik (die er politisch radikalisierte), sondern auch und vor allem den anthropologischen Materialismus. Dieser war für ihn die theoretische Grundlage, hinter die nicht zurückgeschritten werden durfte. Explizit bezeugen dies die Ökonomisch-philosophische Manuskripte aus dem Jahre 1844, wo es in der Vorrede heißt: „Von Feuerbach datiert erst die positive humanistische und naturalistische Kritik. Je geräuschloser, desto sicherer, tiefer, umfangsreicher und nachhaltiger ist die Wirkung der Feuerbachischen Schriften, die einzigen Schriften seit Hegels Phänomenologie und Logik, worin eine wirkliche theoretische Revolution enthalten ist“. Auf dem Boden dieser „theoretischen Revolution“, die die materielle Wirklichkeit als die primäre erklärt und damit die idealistische Philosophie „vom Kopf auf die Füße stellt“, steht auch noch Das Kapital: „Für Hegel ist der Denkprozess, den er sogar unter dem Namen Idee in ein selbständiges Subjekt verwandelt, der Demiurg des wirklichen, das nur seine äußere Erscheinung bildet. Bei mir ist umgekehrt das Ideelle nichts andres als das im Menschenkopf umgesetzte und übersetzte Materielle.“ Den grundlegenden Unterschied deutet Marx bereits 1843 in einem Brief an Arnold Ruge an, wo er über Feuerbachs Vorläufige Thesen zur Reformation der Philosophie schreibt: „Feuerbachs Aphorismen sind mir nur in dem Punkte nicht recht, dass er zu sehr auf die Natur und zu wenig auf die Politik hinweist. Das ist aber das einzige Bündnis, wodurch die jetzige Philosophie eine Wahrheit werden kann. Doch wird’s wohl gehen wie im sechzehnten Jahrhundert, wo den Naturenthusiasten eine andere Reihe von Staatsenthusiasten entsprach.“ Für Marx ist das „Bündnis mit der Politik“ entscheidend, denn für ihn geht es darum, „die Welt zu verändern“. Dieser Primat der Politik lässt ihn in kritischer Absetzung zu Feuerbach einen eigenen theoretischen Weg suchen, der sich in den Thesen über Feuerbach (1845) andeutet: „Der Hauptmangel alles bisherigen Materialismus (den Feuerbachschen mit eingerechnet) ist, dass der Gegenstand, die Wirklichkeit, Sinnlichkeit, nur unter der Form des Objekts oder der Anschauung gefasst wird; nicht aber als sinnlich menschliche Tätigkeit, Praxis; nicht subjektiv.“ Das „Wesen“ des Menschen interessiert nicht in seiner Naturgegebenheit, sondern als „Ensemble der menschlichen Verhältnisse“. Die praktische Konsequenz der Philosophie ist für Marx deshalb nicht wie für Feuerbach „Anthropologie“, sondern Kritik der Ökonomie und Umsturz der gesellschaftlichen Verhältnisse. Um die historischen Entwicklungsprozesse und die konkreten gesellschaftlichen Antagonismen zu beschreiben, greift er auf Konzepte Hegels wie die Die Entfremdung der Arbeit und die Dialektik zurück. In der marxistischen Literatur herrschte bis vor wenigen Jahrzehnten die Tendenz vor, Feuerbachs Materialismus lediglich als fortgeschrittenste Stufe des vormarxschen Materialismus anzuerkennen. Entsprechend galt der marxsche Materialismus als theoretisch höher entwickelt, während man Feuerbach vorwarf, er habe Wesentliches „übersehen“ oder nicht zu leisten vermocht. Die verbreitete Aneignung der marxschen Perspektive verstellte den Blick für die Kernpunkte der Philosophie Feuerbachs, so dass von dieser oft nur Rudimente übrigblieben. Das im 20. Jahrhundert erworbene Wissen über die menschliche Psyche und die Humanbiologie einerseits, die vom „tätigen“ Menschen an der Natur angerichteten Schäden andererseits verschafften in letzter Zeit Feuerbachs eindringlichem Verweis auf „Natur“ und „Sinnlichkeit“ eine neue Legitimität. So steht Feuerbachs anthropologischer Materialismus heute wohl gleichberechtigt neben Marx’ historischem Materialismus.


Feuerbach, Ludwig

Eigenh. Manuskript mit U. „L. F.“
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„Die Naturwissenschaft u. die Revolution“. — Stark korrigierte Satzvorlage seines von Jacob Moleschotts Buch „Lehre der Nahrungsmittel. Für das Volk“ (1850) inspirierten Aufsatzes über die Auswirkungen der naturwissenschaftlichen Erkenntnisse auf die Philosopie und auf die Politik. „... Diese Schrift theilt uns mit in Volks- oder, was eins ist, menschenfreundlicher Absicht u. Sprache die Resultate der modernen Chemie über die Nahrungsmittel, ihre Bestandtheile, ihre Beschaffenheiten, Wirkungen und Veränderungen in unserem Leibe; sie hat also eigetitlich nur einen gastronomischen Zweck u. Gegenstand, u. doch ist sie eine u. zwar im höchsten Grade Kopf u. Herz aufregende, eine sowohl in philosophischer, als ethischer u. selbst politischer Beziehung höchst wichtige, ja revolutionäre Schrift. Ich ... behaupte, daß diese Schrift, ob sie gleich nur von Essen u. Trinken handelt, den in den Augen unsrer supranaturalistischen Scheincultur niedrigsten Acten, doch von der höchsten philosophischen Bedeutung u. Wichtigkeit ist. Ja, ich gehe weiter u. behaupte, daß nur sie die wahren ‘Grundsätze der Philosophie der Zukunft’ u. Gegenwart enthält, daß wir in ihr die schwierigsten Probleme der Philosophie gelöst finden. Was haben sieh nicht sonst die Philosophen den Kopf zerbrochen mit der Frage von dem Bande zwischen dem Leib u. der Seele! Jetzt wissen wir aus wissenschaftlichen Gründen, was längst das Volk aus der Erfahrung wußte: daß Essen u. Trinken Leib u. Seele zusammenhält, daß das gesuchte Band also die Nahrung ist ... Welche dornenvollen Untersuchungen hat nicht das Sein den Philosophen verursacht! ... Unnütze Fragen! Das Sein ist eins mit dem Essen; sein heißt Essen; was ist, ißt u. wird gegessen ... Die alte Welt stellte den Leib auf den Kopf, die neue setzt den Kopf auf den Leib; die alte Welt ließ die Materie aus dem Geiste, die neue läßt den Geist aus der Materie entspringen. Die alte Weltordnung war eine phantastische u. verkehrte, die neue ist eine natur- u. ebendes wegen vernunftgemäße ... Wir sehen zugleich ..., von welcher wichtigen ethischen so wohl als politischen Bedeutung die ‘Lehre von den Nahrungsmitteln für das Volk’ ist. Die Speisen werden zu Blut, das Blut zu Herz u. Hirn, zu Gedanken u. Gesinnungsstojf. Menschliche Kost ist die Grundlage menschlicher Bildung u. Gesinnung. Wollt ihr das Volk beßern, so gebt ihm statt Declamationen gegen die Sünde beßere Speisen. Der Mensch ist, was er ißt. Wer nur Pflanzenkost genießt, ist auch nur ein vegetirendes Wesen ... Daher auch bei uns der Sieg der Reaction, der schmähliche Verlauf u. Ausgang unsrer sogenannten Märzrevolution, denn auch bei uns besteht der größte Theil des Volks nur durch u. aus Kartoffelstopfer ...“ — Mit redaktionellen Anmerkungen in roter Tinte und Rötel für den Erstdruck in den - beiliegenden - „Blättern für literarische Unterhaltung“, Nrn. 268-271 vom 8.-12.XI.1850. Gesammelte Werke, hrsg. v. W. Schuffenhauer, Band 10, S. 347-368 (mit Abweichungen nach dem Erstdruck). Den bedeutendsten und direktesten Einfluss übte Feuerbach auf die Herausbildung der marxschen Philosophie aus. Marx übernahm von ihm nicht nur die Religionskritik (die er politisch radikalisierte), sondern auch und vor allem den anthropologischen Materialismus. Dieser war für ihn die theoretische Grundlage, hinter die nicht zurückgeschritten werden durfte. Explizit bezeugen dies die Ökonomisch-philosophische Manuskripte aus dem Jahre 1844, wo es in der Vorrede heißt: „Von Feuerbach datiert erst die positive humanistische und naturalistische Kritik. Je geräuschloser, desto sicherer, tiefer, umfangsreicher und nachhaltiger ist die Wirkung der Feuerbachischen Schriften, die einzigen Schriften seit Hegels Phänomenologie und Logik, worin eine wirkliche theoretische Revolution enthalten ist“. Auf dem Boden dieser „theoretischen Revolution“, die die materielle Wirklichkeit als die primäre erklärt und damit die idealistische Philosophie „vom Kopf auf die Füße stellt“, steht auch noch Das Kapital: „Für Hegel ist der Denkprozess, den er sogar unter dem Namen Idee in ein selbständiges Subjekt verwandelt, der Demiurg des wirklichen, das nur seine äußere Erscheinung bildet. Bei mir ist umgekehrt das Ideelle nichts andres als das im Menschenkopf umgesetzte und übersetzte Materielle.“ Den grundlegenden Unterschied deutet Marx bereits 1843 in einem Brief an Arnold Ruge an, wo er über Feuerbachs Vorläufige Thesen zur Reformation der Philosophie schreibt: „Feuerbachs Aphorismen sind mir nur in dem Punkte nicht recht, dass er zu sehr auf die Natur und zu wenig auf die Politik hinweist. Das ist aber das einzige Bündnis, wodurch die jetzige Philosophie eine Wahrheit werden kann. Doch wird’s wohl gehen wie im sechzehnten Jahrhundert, wo den Naturenthusiasten eine andere Reihe von Staatsenthusiasten entsprach.“ Für Marx ist das „Bündnis mit der Politik“ entscheidend, denn für ihn geht es darum, „die Welt zu verändern“. Dieser Primat der Politik lässt ihn in kritischer Absetzung zu Feuerbach einen eigenen theoretischen Weg suchen, der sich in den Thesen über Feuerbach (1845) andeutet: „Der Hauptmangel alles bisherigen Materialismus (den Feuerbachschen mit eingerechnet) ist, dass der Gegenstand, die Wirklichkeit, Sinnlichkeit, nur unter der Form des Objekts oder der Anschauung gefasst wird; nicht aber als sinnlich menschliche Tätigkeit, Praxis; nicht subjektiv.“ Das „Wesen“ des Menschen interessiert nicht in seiner Naturgegebenheit, sondern als „Ensemble der menschlichen Verhältnisse“. Die praktische Konsequenz der Philosophie ist für Marx deshalb nicht wie für Feuerbach „Anthropologie“, sondern Kritik der Ökonomie und Umsturz der gesellschaftlichen Verhältnisse. Um die historischen Entwicklungsprozesse und die konkreten gesellschaftlichen Antagonismen zu beschreiben, greift er auf Konzepte Hegels wie die Die Entfremdung der Arbeit und die Dialektik zurück. In der marxistischen Literatur herrschte bis vor wenigen Jahrzehnten die Tendenz vor, Feuerbachs Materialismus lediglich als fortgeschrittenste Stufe des vormarxschen Materialismus anzuerkennen. Entsprechend galt der marxsche Materialismus als theoretisch höher entwickelt, während man Feuerbach vorwarf, er habe Wesentliches „übersehen“ oder nicht zu leisten vermocht. Die verbreitete Aneignung der marxschen Perspektive verstellte den Blick für die Kernpunkte der Philosophie Feuerbachs, so dass von dieser oft nur Rudimente übrigblieben. Das im 20. Jahrhundert erworbene Wissen über die menschliche Psyche und die Humanbiologie einerseits, die vom „tätigen“ Menschen an der Natur angerichteten Schäden andererseits verschafften in letzter Zeit Feuerbachs eindringlichem Verweis auf „Natur“ und „Sinnlichkeit“ eine neue Legitimität. So steht Feuerbachs anthropologischer Materialismus heute wohl gleichberechtigt neben Marx’ historischem Materialismus.


Feuerbach, Ludwig

Eigenh. Brief m. U.
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An den Brockhaus-Verlag. Feuerbach dankt „für das übersandte Exemplar u. Honorar“ für seinen in Brockhaus’ „Blättern für literarische Unterhaltung“ erschienenen Aufsatz „Die Naturwissenschaft und die Revolution“ und bietet zugleich den literarischen Nachlass seines Vaters zum Verlag: „[…] Ich hatte[…] im Sinne, Ihnen meine Heidelberger […] Vorlesungen — das Einzige, was ich jetzt druckfertig habe - anzubieten, aber verschiedene Gründe bestimmten mich endlich, […] dieselben O. Wigand als dem Verleger vom ,Wesen der Religion’, worauf sie sich beziehen, zu überlassen. Aber wenn wir auch nicht vorerst in meinem eignen Namen, so können wir doch vielleicht bald im Namen u. Geiste meines Vaters unsern Bund öffentlich besiegeln […] Ich bin nämlich […] schon seit länger ernstlich mit der Herausgabe des literärischen Nachlaßes meines Vaters beschäftigt […] aber gegenwärtig noch nicht im Stande, das Nähere meiner Herausgabe anzugeben […] Der criminalistische Theil des Nachlaßes hat mich zeither zu sehr beschäftigt u. gedemüthigt, indem er mir die Rolle eines Studenten aufnöthigte, als daß ich schon auf die übrigen Theile, die ohnedem weniger Studium erfordern, meine Blicke hätte werfen können […] Von meiner Mitwirkung zu den literärisch. Blättern dürfen Sie sich jedoch nicht Viel versprechen. Es ist höchst selten, daß Schriften mich so afficiren wie die Moleschott sehe. Gewisse Zweige der Litteratur, gewisse Klassen von Schriftstellern existiren gar nicht für mich. Abgesehen von den mein eigentliches Thema betreffenden Studien — ist mein Geist mehr der politischen als literärischen Welt, wenn gleich in höchst kritischer Position, zugekehrt […]" - Den bedeutendsten und direktesten Einfluss übte Feuerbach auf die Herausbildung der marxschen Philosophie aus. Marx übernahm von ihm nicht nur die Religionskritik (die er politisch radikalisierte), sondern auch und vor allem den anthropologischen Materialismus. Dieser war für ihn die theoretische Grundlage, hinter die nicht zurückgeschritten werden durfte. Explizit bezeugen dies die Ökonomisch-philosophische Manuskripte aus dem Jahre 1844, wo es in der Vorrede heißt: „Von Feuerbach datiert erst die positive humanistische und naturalistische Kritik. Je geräuschloser, desto sicherer, tiefer, umfangsreicher und nachhaltiger ist die Wirkung der Feuerbachischen Schriften, die einzigen Schriften seit Hegels Phänomenologie und Logik, worin eine wirkliche theoretische Revolution enthalten ist“. Auf dem Boden dieser „theoretischen Revolution“, die die materielle Wirklichkeit als die primäre erklärt und damit die idealistische Philosophie „vom Kopf auf die Füße stellt“, steht auch noch Das Kapital: „Für Hegel ist der Denkprozess, den er sogar unter dem Namen Idee in ein selbständiges Subjekt verwandelt, der Demiurg des wirklichen, das nur seine äußere Erscheinung bildet. Bei mir ist umgekehrt das Ideelle nichts andres als das im Menschenkopf umgesetzte und übersetzte Materielle.“ Den grundlegenden Unterschied deutet Marx bereits 1843 in einem Brief an Arnold Ruge an, wo er über Feuerbachs Vorläufige Thesen zur Reformation der Philosophie schreibt: „Feuerbachs Aphorismen sind mir nur in dem Punkte nicht recht, dass er zu sehr auf die Natur und zu wenig auf die Politik hinweist. Das ist aber das einzige Bündnis, wodurch die jetzige Philosophie eine Wahrheit werden kann. Doch wird’s wohl gehen wie im sechzehnten Jahrhundert, wo den Naturenthusiasten eine andere Reihe von Staatsenthusiasten entsprach.“ Für Marx ist das „Bündnis mit der Politik“ entscheidend, denn für ihn geht es darum, „die Welt zu verändern“. Dieser Primat der Politik lässt ihn in kritischer Absetzung zu Feuerbach einen eigenen theoretischen Weg suchen, der sich in den Thesen über Feuerbach (1845) andeutet: „Der Hauptmangel alles bisherigen Materialismus (den Feuerbachschen mit eingerechnet) ist, dass der Gegenstand, die Wirklichkeit, Sinnlichkeit, nur unter der Form des Objekts oder der Anschauung gefasst wird; nicht aber als sinnlich menschliche Tätigkeit, Praxis; nicht subjektiv.“ Das „Wesen“ des Menschen interessiert nicht in seiner Naturgegebenheit, sondern als „Ensemble der menschlichen Verhältnisse“. Die praktische Konsequenz der Philosophie ist für Marx deshalb nicht wie für Feuerbach „Anthropologie“, sondern Kritik der Ökonomie und Umsturz der gesellschaftlichen Verhältnisse. Um die historischen Entwicklungsprozesse und die konkreten gesellschaftlichen Antagonismen zu beschreiben, greift er auf Konzepte Hegels wie die Die Entfremdung der Arbeit und die Dialektik zurück. In der marxistischen Literatur herrschte bis vor wenigen Jahrzehnten die Tendenz vor, Feuerbachs Materialismus lediglich als fortgeschrittenste Stufe des vormarxschen Materialismus anzuerkennen. Entsprechend galt der marxsche Materialismus als theoretisch höher entwickelt, während man Feuerbach vorwarf, er habe Wesentliches „übersehen“ oder nicht zu leisten vermocht. Die verbreitete Aneignung der marxschen Perspektive verstellte den Blick für die Kernpunkte der Philosophie Feuerbachs, so dass von dieser oft nur Rudimente übrigblieben. Das im 20. Jahrhundert erworbene Wissen über die menschliche Psyche und die Humanbiologie einerseits, die vom „tätigen“ Menschen an der Natur angerichteten Schäden andererseits verschafften in letzter Zeit Feuerbachs eindringlichem Verweis auf „Natur“ und „Sinnlichkeit“ eine neue Legitimität. So steht Feuerbachs anthropologischer Materialismus heute wohl gleichberechtigt neben Marx’ historischem Materialismus.


Feuerbach, Ludwig

Eigenh. Brief m. U.
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An den Brockhaus-Verlag bei Übersendung des Manuskripts zu „Paul Johann Anselm Ritter von Feuerbachs Leben und Wirken veröffentlicht von seinem Sohne Ludwig Feuerbach“, zu dem nur noch zwei Stücke fehlten, darunter das „der Königin Caroline ... überreichte Memoire über K. Hauser, worin F. mit seinem bekannten juristischen Scharfsinn es wahrscheinlich ç macht, daß K. H. allerdings der sei, wofür ihn die bekannte Fama publica, namentlich in Baden, ausgegeben hat […] Ich selbst habe an diesem Memoire dieses, aber auch nur dieses auszusetzen, daß selbst einige (frühere) Träume K. H.s zu den Indicien gezählt werden, doch dieß ist […] gleichgültig: das Memoire gehört nothwendig zum Ganzen u. ist vielleicht in den Augen des allgemeinen Publicums das Allerwichtigste in der ganzen Sammlung […]“ — Unveröffentlicht . - Den bedeutendsten und direktesten Einfluss übte Feuerbach auf die Herausbildung der marxschen Philosophie aus. Marx übernahm von ihm nicht nur die Religionskritik (die er politisch radikalisierte), sondern auch und vor allem den anthropologischen Materialismus. Dieser war für ihn die theoretische Grundlage, hinter die nicht zurückgeschritten werden durfte. Explizit bezeugen dies die Ökonomisch-philosophische Manuskripte aus dem Jahre 1844, wo es in der Vorrede heißt: „Von Feuerbach datiert erst die positive humanistische und naturalistische Kritik. Je geräuschloser, desto sicherer, tiefer, umfangsreicher und nachhaltiger ist die Wirkung der Feuerbachischen Schriften, die einzigen Schriften seit Hegels Phänomenologie und Logik, worin eine wirkliche theoretische Revolution enthalten ist“. Auf dem Boden dieser „theoretischen Revolution“, die die materielle Wirklichkeit als die primäre erklärt und damit die idealistische Philosophie „vom Kopf auf die Füße stellt“, steht auch noch Das Kapital: „Für Hegel ist der Denkprozess, den er sogar unter dem Namen Idee in ein selbständiges Subjekt verwandelt, der Demiurg des wirklichen, das nur seine äußere Erscheinung bildet. Bei mir ist umgekehrt das Ideelle nichts andres als das im Menschenkopf umgesetzte und übersetzte Materielle.“ Den grundlegenden Unterschied deutet Marx bereits 1843 in einem Brief an Arnold Ruge an, wo er über Feuerbachs Vorläufige Thesen zur Reformation der Philosophie schreibt: „Feuerbachs Aphorismen sind mir nur in dem Punkte nicht recht, dass er zu sehr auf die Natur und zu wenig auf die Politik hinweist. Das ist aber das einzige Bündnis, wodurch die jetzige Philosophie eine Wahrheit werden kann. Doch wird’s wohl gehen wie im sechzehnten Jahrhundert, wo den Naturenthusiasten eine andere Reihe von Staatsenthusiasten entsprach.“ Für Marx ist das „Bündnis mit der Politik“ entscheidend, denn für ihn geht es darum, „die Welt zu verändern“. Dieser Primat der Politik lässt ihn in kritischer Absetzung zu Feuerbach einen eigenen theoretischen Weg suchen, der sich in den Thesen über Feuerbach (1845) andeutet: „Der Hauptmangel alles bisherigen Materialismus (den Feuerbachschen mit eingerechnet) ist, dass der Gegenstand, die Wirklichkeit, Sinnlichkeit, nur unter der Form des Objekts oder der Anschauung gefasst wird; nicht aber als sinnlich menschliche Tätigkeit, Praxis; nicht subjektiv.“ Das „Wesen“ des Menschen interessiert nicht in seiner Naturgegebenheit, sondern als „Ensemble der menschlichen Verhältnisse“. Die praktische Konsequenz der Philosophie ist für Marx deshalb nicht wie für Feuerbach „Anthropologie“, sondern Kritik der Ökonomie und Umsturz der gesellschaftlichen Verhältnisse. Um die historischen Entwicklungsprozesse und die konkreten gesellschaftlichen Antagonismen zu beschreiben, greift er auf Konzepte Hegels wie die Die Entfremdung der Arbeit und die Dialektik zurück. In der marxistischen Literatur herrschte bis vor wenigen Jahrzehnten die Tendenz vor, Feuerbachs Materialismus lediglich als fortgeschrittenste Stufe des vormarxschen Materialismus anzuerkennen. Entsprechend galt der marxsche Materialismus als theoretisch höher entwickelt, während man Feuerbach vorwarf, er habe Wesentliches „übersehen“ oder nicht zu leisten vermocht. Die verbreitete Aneignung der marxschen Perspektive verstellte den Blick für die Kernpunkte der Philosophie Feuerbachs, so dass von dieser oft nur Rudimente übrigblieben. Das im 20. Jahrhundert erworbene Wissen über die menschliche Psyche und die Humanbiologie einerseits, die vom „tätigen“ Menschen an der Natur angerichteten Schäden andererseits verschafften in letzter Zeit Feuerbachs eindringlichem Verweis auf „Natur“ und „Sinnlichkeit“ eine neue Legitimität. So steht Feuerbachs anthropologischer Materialismus heute wohl gleichberechtigt neben Marx’ historischem Materialismus.


Feuerbach, Ludwig

Eigenh. Manuskript mit U. ("L. F.").
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"Die Naturwissenschaft u. die Revolution". - Stark korrigierte Satzvorlage seines von Jacob Moleschotts Buch "Lehre der Nahrungsmittel. Für das Volk" (1850) inspirierten Aufsatzes über die Auswirkungen der naturwissenschaftlichen Erkenntnisse auf die Philosopie und auf die Politik. - "[...] Diese Schrift theilt uns mit in Volks- oder, was eins ist, menschenfreundlicher Absicht u. Sprache die Resultate der modernen Chemie über die Nahrungsmittel, ihre Bestandtheile, ihre Beschaffenheiten, Wirkungen und Veränderungen in unserem Leibe; sie hat also eigentlich nur einen gastronomischen Zweck u. Gegenstand, u. doch ist sie eine u. zwar im höchsten Grade Kopf u. Herz aufregende, eine sowohl in philosophischer, als ethischer u. selbst politischer Beziehung höchst wichtige, ja revolutionäre Schrift. Ich [...] behaupte, daß diese Schrift, ob sie gleich nur von Essen u. Trinken handelt, den in den Augen unsrer supranaturalistischen Scheincultur niedrigsten Acten, doch von der höchsten philosophischen Bedeutung u. Wichtigkeit ist. Ja, ich gehe weiter u. behaupte, daß nur sie die wahren 'Grundsätze der Philosophie der Zukunft' u. Gegenwart enthält, daß wir in ihr die schwierigsten Probleme der Philosophie gelöst finden. Was haben sieh nicht sonst die Philosophen den Kopf zerbrochen mit der Frage von dem Bande zwischen dem Leib u. der Seele! Jetzt wissen wir aus wissenschaftlichen Gründen, was längst das Volk aus der Erfahrung wußte: daß Essen u. Trinken Leib u. Seele zusammenhält, daß das gesuchte Band also die Nahrung ist [...] Welche dornenvollen Untersuchungen hat nicht das Sein den Philosophen verursacht! [...] Unnütze Fragen! Das Sein ist eins mit dem Essen; sein heißt Essen; was ist, ißt u. wird gegessen [...] Die alte Welt stellte den Leib auf den Kopf, die neue setzt den Kopf auf den Leib; die alte Welt ließ die Materie aus dem Geiste, die neue läßt den Geist aus der Materie entspringen. Die alte Weltordnung war eine phantastische u. verkehrte, die neue ist eine natur- u. ebendes wegen vernunftgemäße [...] Wir sehen zugleich [...], von welcher wichtigen ethischen so wohl als politischen Bedeutung die 'Lehre von den Nahrungsmitteln für das Volk' ist. Die Speisen werden zu Blut, das Blut zu Herz u. Hirn, zu Gedanken u. Gesinnungsstojf. Menschliche Kost ist die Grundlage menschlicher Bildung u. Gesinnung. Wollt ihr das Volk beßern, so gebt ihm statt Declamationen gegen die Sünde beßere Speisen. Der Mensch ist, was er ißt. Wer nur Pflanzenkost genießt, ist auch nur ein vegetirendes Wesen [...] Daher auch bei uns der Sieg der Reaction, der schmähliche Verlauf u. Ausgang unsrer sogenannten Märzrevolution, denn auch bei uns besteht der größte Theil des Volks nur durch u. aus Kartoffelstopfer [...]". - Mit redaktionellen Anmerkungen in roter Tinte und Rötel für den Erstdruck in den - beiliegenden - "Blättern für literarische Unterhaltung", Nrn. 268-271 vom 8.-12.XI.1850. - Den bedeutendsten und direktesten Einfluss übte Feuerbach auf die Herausbildung der marxschen Philosophie aus. Marx übernahm von ihm nicht nur die Religionskritik (die er politisch radikalisierte), sondern auch und vor allem den anthropologischen Materialismus. Dieser war für ihn die theoretische Grundlage, hinter die nicht zurückgeschritten werden durfte. Explizit bezeugen dies die Ökonomisch-philosophische Manuskripte aus dem Jahre 1844, wo es in der Vorrede heißt: "Von Feuerbach datiert erst die positive humanistische und naturalistische Kritik. Je geräuschloser, desto sicherer, tiefer, umfangsreicher und nachhaltiger ist die Wirkung der Feuerbachischen Schriften, die einzigen Schriften seit Hegels Phänomenologie und Logik, worin eine wirkliche theoretische Revolution enthalten ist". Auf dem Boden dieser "theoretischen Revolution", die die materielle Wirklichkeit als die primäre erklärt und damit die idealistische Philosophie "vom Kopf auf die Füße stellt", steht auch noch Das Kapital: "Für Hegel ist der Denkprozess, den er sogar unter dem Namen Idee in ein selbständiges Subjekt verwandelt, der Demiurg des wirklichen, das nur seine äußere Erscheinung bildet. Bei mir ist umgekehrt das Ideelle nichts andres als das im Menschenkopf umgesetzte und übersetzte Materielle." - Den grundlegenden Unterschied deutet Marx bereits 1843 in einem Brief an Arnold Ruge an, wo er über Feuerbachs Vorläufige Thesen zur Reformation der Philosophie schreibt: "Feuerbachs Aphorismen sind mir nur in dem Punkte nicht recht, dass er zu sehr auf die Natur und zu wenig auf die Politik hinweist. Das ist aber das einzige Bündnis, wodurch die jetzige Philosophie eine Wahrheit werden kann. Doch wird's wohl gehen wie im sechzehnten Jahrhundert, wo den Naturenthusiasten eine andere Reihe von Staatsenthusiasten entsprach." Für Marx ist das "Bündnis mit der Politik" entscheidend, denn für ihn geht es darum, "die Welt zu verändern". Dieser Primat der Politik lässt ihn in kritischer Absetzung zu Feuerbach einen eigenen theoretischen Weg suchen, der sich in den Thesen über Feuerbach (1845) andeutet: "Der Hauptmangel alles bisherigen Materialismus (den Feuerbachschen mit eingerechnet) ist, dass der Gegenstand, die Wirklichkeit, Sinnlichkeit, nur unter der Form des Objekts oder der Anschauung gefasst wird; nicht aber als sinnlich menschliche Tätigkeit, Praxis; nicht subjektiv." Das "Wesen" des Menschen interessiert nicht in seiner Naturgegebenheit, sondern als "Ensemble der menschlichen Verhältnisse". Die praktische Konsequenz der Philosophie ist für Marx deshalb nicht wie für Feuerbach "Anthropologie", sondern Kritik der Ökonomie und Umsturz der gesellschaftlichen Verhältnisse. Um die historischen Entwicklungsprozesse und die konkreten gesellschaftlichen Antagonismen zu beschreiben, greift er auf Konzepte Hegels wie die Die Entfremdung der Arbeit und die Dialektik zurück. - In der marxistischen Literatur herrschte bis vor wenigen Jahrzehnten die Tendenz vor, Feuerbachs Materialismus lediglich als fortgeschrittenste Stufe des vormarxschen Materialismus anzuerkennen. Entsprechend galt der marxsche Materialismus als theoretisch höher entwickelt, während man Feuerbach vorwarf, er habe Wesentliches "übersehen" oder nicht zu leisten vermocht. Die verbreitete Aneignung der marxschen Perspektive verstellte den Blick für die Kernpunkte der Philosophie Feuerbachs, so dass von dieser oft nur Rudimente übrigblieben. Das im 20. Jahrhundert erworbene Wissen über die menschliche Psyche und die Humanbiologie einerseits, die vom "tätigen" Menschen an der Natur angerichteten Schäden andererseits verschafften in letzter Zeit Feuerbachs eindringlichem Verweis auf "Natur" und "Sinnlichkeit" eine neue Legitimität. So steht Feuerbachs anthropologischer Materialismus heute wohl gleichberechtigt neben Marx' historischem Materialismus. - Etwas staub- und leimfleckig, wenige kleine Randschäden.