Cocteau, Jean
Schriftsteller, Regisseur und Maler (1889-1963). Eigenh. Brief m. U. „Jean Cocteau, member of the U. S. A. Institute of Arts and Letters“. o. O. 4to. 2 SS.
3.500 €
(54428)
An den franz. Maler Pierre Sicard (1900-1980): „Lorsque je regardais vos toiles américaines où New York ressemble tour à quelque merveilleuse femme nocturne couverte de bijoux et à quelque planète inconnue d’où partent les astronefs et les soucoupes, je ne savais pas que vous aviez peint jadis les lieux où naissait le spectacle d’un nouveau monde, spectacle dont le premier jazz exécutait l’ouverture. Peut-être serons-nous bientôt ceux qui obtinrent du sort l’étrange privilège de voir le premier film, la première automobile, le premier avion, le premier voyage dans la lune.
Et de notre époque un peu effrayante mais qui fera sourire un jour comme uns sorte de 1900 et, avec le recul, paraîtra pleine de charmes, vous aurez été un témoin et l’historiographe. S’il vous amuse de citer les lignes de CARTE BLANCHE QÙ JE SALUAIS L’APPARITION DES RYTHMES NOIRS qui possèdent actuellement en France leur académie, je vous y autorise […]“ - Jean Cocteau kam am 5. Juli 1889 in der Nähe von Paris zur Welt. Er machte mit seiner Mutter ausgedehnte Reisen, wodurch seine dichterische Begabung früh erkannt wurde. Jean besuchte das Lyzeum Condorcet. Neben seinem drei Jahre älteren Bruder Jean Luc hatte er keine weiteren Geschwister. Sein Vater, ein erfolgreicher Anwalt, beging Selbstmord, als Jean zehn Jahre alt war. Mit 17 Jahren veröffentlichte er erste Gedichte. Mit 19, im Jahre 1909, erschienen seine ersten Gedichtbände Lampe d’Aladin und Le prince frivol, diese machten ihn bekannt. Weitere wertvolle Anregungen gaben ihm seine literarischen Freundschaften, die er mit Edmond Rostand, Marcel Proust, Mendés und André Gide schloss. Nebenher versuchte er sich in der Darstellung des Balletts und lernte Igor Strawinski kennen. Seinen ersten Roman Potomac verfasste er 1913.
Als der Erste Weltkrieg ausbrach, meldete er sich freiwillig. Cocteau wurde als untauglich befunden, an der Front zu kämpfen, und organisierte daher den Verwundeten-Dienst mit Privatwagen. Er wurde an der Front wegen illegaler Betätigung verhaftet und später rehabilitiert. Als er zurückkam, schrieb er 1917 das Libretto für das kubistische Ballett Parade. Das Bühnenbild und die Kostüme schuf Pablo Picasso, die Musik Erik Satie, und die Choreografie war von Léonide Massine. Die Tänzer gehörten zur Truppe der Ballets Russes. Jean Cocteau schrieb außergewöhnliche Theaterstücke wie Orphée (1926) und La machine infernale (1932), er verfasste weitere Gedichtbände und wurde als Romanautor bekannt.
Cocteau war als Universalkünstler bekannt und entwickelte sich immer mehr zum maître de plaisir von Paris. Er hatte als Schriftsteller in allen Bereichen seine Begabung, sei es in der Lyrik, beim Aphorismus, bei einer Kurzgeschichte, einer Novelle, einem Roman, Drama oder einem Drehbuch. Dabei gehörte auch das Reich der Malerei zu seinen Begabungen, wie Zeichnen. Alle Stilarten der letzten Jahrzehnte probierte er aus, dabei blieb er immer im Austausch mit Künstlern, dazu zählten auch Picasso und Chaplin.
Anfang der 1930er Jahre drehte Cocteau seinen ersten Film, Le sang d’un poéte (dt. Das Blut eines Dichters), und suchte dabei nach neuen Wegen. Diese lösten beim Publikum zuerst Protest aus, doch folgten darauf einige Filme, die alle Filmgeschichte geschrieben haben. Im Laufe der Zeit wirkte er als Regisseur, Drehbuchautor bzw. als Schauspieler bei mehreren Filmen mit. In dem Film Der Zauberlehrling mit dem ins französische Exil geflüchteten, sehr erfolgreichen deutschen Tänzer Jean Weidt entwarf Cocteau die Figur des Zauberlehrlings. Regie führte der ebenfalls ins Exil geflüchtete Max Reichmann 1933. Cocteau war mit Jean Marais befreundet, dem er gerne Rollen auf den Leib schrieb. Daher gilt Cocteau auch als Entdecker von Jean Marais.[1] Bis an sein Lebensende war Cocteau zudem eng mit dem deutschen Bildhauer Arno Breker befreundet. Cocteau und Marais saßen Breker Modell für die Gestaltung von Porträtbüsten.
Seine Kostüme und Bühnenbilder entwarf er oft selber. Für Aufsehen sorgten seine monumentalen Decken- und Wandgemälde, zum Beispiel im Trauungssaal des Rathauses von Menton (1958) und in der Kirche Notre Dame de France in London (1956).
1954 wurde er Mitglied der Akademie der Künste in Frankreich und Belgien. 1955 wurde er als Nachfolger von ''Jérôme Tharaud'' in die ''Académie Française'' aufgenommen und damit im gesamten Land endgültig als geistige und künstlerische Autorität anerkannt.
Mit 70 Jahren wurde Cocteau am 30. Juni 1960 in Forges–les–Eaux zum französischen Dichterfürsten gewählt.
Wegen einer Opiumvergiftung musste Cocteau, der viele Jahre drogenabhängig war, medizinisch behandelt werden. Cocteau war bisexuell und hatte neben Beziehungen zu Männern (u. a. Jean Marais) auch mehrere Beziehungen mit Frauen, darunter Natalia Pawlowna Paley (1905−1981), einer Romanow-Prinzessin. Er veröffentlichte mehrere Werke, in denen er Homophobie scharf kritisierte..