Paul Celan

Dichter, 1920-1970

Celan wird ähnlich wie Goethe, Hölderlin oder Kafka als einer der „wohl am intensivsten wahrgenommenen Dichter deutschsprachiger Weltliteratur“ bezeichnet. Nach Wolfgang Emmerich steht er zusammen mit wenigen Autoren wie Primo Levi, Nelly Sachs oder Imre Kertész „seit nunmehr 50 Jahren international herausragend für die Möglichkeit von Dichtung im »Angesicht der Shoah«“. Seine „weltliterarisch fast einzigartige Wirkung“ bestehe darin, dass er in einer „durch die Greuel des Massenmordes ,hindurchgegangenen‘ Sprache schreibe, ohne „je der Illusion anzuhängen, »über« Auschwitz und die Millionen von Opfern mit den Mitteln des Abbildrealismus schreiben zu können“.

Quelle: Wikipedia

Celan, Paul

Schriftsteller (1920-1970). Masch. Brief mit eigenh. Unterschrift. Paris. 4to. 1 Seite. Gelocht. 
.
1.600 € (60671)

An die Galeristin Dorothea Löhr in Frankfurt am Main, die eine Ausstellung mit Radierungen von Celans Frau Gisèle Celan-Lestrange veranstaltet hatte: „[...] Nach Ihrem Brief vom 27.7., für den wir Ihnen bestens danken, hatten wir, zumal nach dem Zuendegehen der Ausstellung Mitte August, auf weitere Nachrichten bzw. nähere Einzelheiten auch hinsichtlich des Verkaufs gehofft. Leider ist eine solche Nachricht bis heute ausgeblieben [...] und so möchte ich Sie heute ersuchen, uns postwendend Bescheid zu geben, sowohl über den Verlauf der Ausstellung, d.

h. über etwaige Verkäufe, als auch über den Zeitpunkt, zu dem wir die Ihnen überlassenen Radierungen zurückerwarten können [...]“ - Am Kopf mit Eingangsvermerk. - Beiliegend ein Durchschlag des Antwortbriefes..

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Celan, Paul

Schriftsteller (1920-1970). 3 eigenh. Briefe mit U. Paris bzw. o. O. Zusammen (2+2+1 =) 5 SS. auf 3 Bll. Gr.-4to und (qu.-)8vo. Mit einem eh. adr. Kuvert.
15.000 € (47601/BN32338)

An den Verleger Joseph Melzer: "Mein Dank für Ihren Brief und für die beiden Bücher kommt spät - ich bitte Sie herzlich, diese Säumigkeit zu entschuldigen. Offen gestanden, ich war von Ihren Zeilen so erschüttert, daß ich nichts zu sagen wußte. Einige Tage später konnte ich in Zürich mit Margarete Susman über Sie und die Dinge, die Ihnen widerfahren, sprechen - Sie ahnen kaum, mit welch regem Verständnis, welch hoher Aufmerksamkeit diese einmalige, einzigartige Frau aufnimmt, was Ihnen [...] solchen Kummer bereitet [...] Ich selbst habe in den letzten Jahren soviel Enttäuschendes erlebt, daß ich Ihnen außer Paul Schallück in Ihrer Umgebung niemanden zu nennen weiß, der ein Ohr hätte für all das und eine Hand, die das täte, was nottut.

Aber vielleicht, ich hoffe es noch immer, gibt es in Bereichen, wo man sich mit Jüdischem aus anderen als aus Alibi- und ostentativ karitativen Gründen befaßt, Menschen, auf die Sie zählen können. Sie sehen: ich habe nur ein Wort der Ratlosigkeit ... und diese winzige Hoffnung, die einen Ort sucht im Gemeinsamen [...]" (a. d. Br. v. 7. VI. 1963). - Die zwei anderen Briefe mit Dank für Büchersendungen. - Jeweils gelocht (keine Textberührung)..

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Celan, Paul

Lyriker (1920-1970). Ms. Brief mit eigenh. U. Paris. 07.07.1965. 1 S. 4to.
2.500 € (79829/BN52011)

An den in Belgien lebenden Literaturkritiker Ulrich Riss, der eine Anthologie ungarischer Lyrik herausgab und Celan um Mitarbeit bat: "Gerne hätte ich mich an einer Anthologie ungarischer Poesie beteiligt, aber ich weiss, dass es mir nur dann gelingen kann, das Dichterische an einem fremdsprachigen Gedicht zu übersetzen, wenn ich hoffen darf, es in der Originalsprache aufzufinden, d. h. wenn ich selbst unmittelbaren Zugang zu dieser Sprache habe. Dass es auch andere Möglichkeiten gibt, ist mir nicht unbekannt, und so wünsche ich Ihnen denn besten Erfolg bei Ihrer Arbeit [...]". - Im linken Rand gelocht (keine Textberührung).

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Celan, Paul

Lyriker (1920-1970). 2 eigenh. Briefe mit (einer) U. Verbier, Kanton Wallis, Schweiz, und Paris. Zusammen (2+4 =) SS. auf 3 Bll. Mit einem eh. adr. Kuvert und einigen Beilagen (s. u.).
12.000 € (87102/BN57505)

An den niederländischen Komponisten Jaap Geraedts, der sich 1957 an Celan gewandt hatte mit dem Vorschlag, dieser möge den Text zu einem geplanten Oratorium verfassen. Geraedts, der selbst weder Jude noch Opfer des nationalsozialistischen Terrorregimes war, hatte ausdrücklich nach einem jüdischen Dichter gesucht und sich schließlich gegen die ihm vom jüdisch-niederländischen Schriftsteller und Historiker Jacques Presser empfohlenen Dichter Maurits Mok und Abel Jacob Herzberg und stattdessen für Celan entschieden, der als Verfolgter und Augenzeuge aus der eigenen Tradition heraus den Text beisteuern sollte.

"Für die Abfassung des Konzeptplans in deutscher Sprache braucht Geraedts einige Tage, aber bereits am 25. Mai wendet er sich mit einem Brief an Paul Celan, in dem er sich vorstellt, sein Vorhaben skizziert und die Anlage erläutert. Es werden noch vier Briefe folgen sowie ein Schreiben von Geraedts' Mutter [...], die Celan während ihres Aufenthalts in Paris ein Gespräch vorschlägt und ihn ebenfalls eindringlich bittet, ihrem Sohn zu antworten" (Sars, S. 9). - Am 5. Juli antwortet Celan aus dem schweizerischen Verbier: "Ihr erster Brief, den ich, wenn ich nicht irre, einen Tag vor meiner Abreise aus Paris erhielt, hat mich auch hierher begleitet. Daß ich ihn so lange unbeantwortet ließ, hat seinen Grund einzig darin, daß er mir zu wichtig erschien, als daß ich ihn mit meiner auf Reisen recht geduldlosen Feder hätte beantworten dürfen. Auch heute noch muß ich mir sagen, daß ein Anliegen wie das Ihre, soll es, wie es dies verdient, mit allem Lebensernst aufgenommen werden, an meine Konzentrationsfähigkeit Ansprüche stellt, denen ich, im Augenblick zumindest, nicht ganz gewachsen bin [...] Wenn ich meine Einstellung kurz charakterisieren darf: für mich bleiben diese Dinge, auch heute noch, in ein Dunkel getaucht, tiefer als man es gemeinhin wahrhaben will, ich sehe, wenn ich ehrlich sein soll, keinerlei 'Silberstreifen' am Horizont, Besinnung und Umkehr bleiben, wo sie überhaupt noch angesprochen werden, papierene Wirklichkeit, Vokabel, und dies selbst im Lager derjenigen, die gewillt scheinen, das vor kurzen historischen Augenblicken Geschehene im Gedächtnis zu bewahren [...] Ich will versuchen, es auch anders zu formulieren: ein Oratorium, wie das von Ihnen geplante müßte, für mein Gefühl, zeitlich umfassender (mithin unbegrenzter) gestaltet sein, als man es, auf den ersten Blick, konzipieren mag. Das Jüdische: es hat - erlauben Sie mir, dem Juden (und Nicht-nur-Juden), es so zu formulieren - eine Ewigkeitsdimension. (Und wäre es nur die schier ununterbrochene Untergangsnähe: sie allein würde ausreichen, dies zu bestätigen.)". - An dieser Stelle endet der Brief, den Celan zusammen mit dem zweiten Brief, den er am 25. Juli aus Paris schreibt, an Geraedts schickt: "Sie müssen mich, mit vollem Recht, für einen ganz unmöglichen Menschen halten! Verzeihen Sie dennoch! Ich habe - der beiliegende, nicht zu Ende geschriebene Brief soll es Ihnen zu beweisen versuchen - immer wieder an Ihren Brief gedacht, meine Säumigkeit schreibt sich, so seltsam das auch klingen mag, einzig von der Sorge her, mit meinen Gedanken weit hinter dem zurückzubleiben, was Ihnen am Herzen liegt [...]". Celan sichert Geraedts zu, versuchen zu wollen, "den Text zu schreiben, den Sie von mir erwarten". Anschließend unterbreitet er den Vorschlag eines Treffens und legt Geraedts "das Werk einer bedeutenden jüdischen Dichterin" ans Herz, "die in Stockholm lebt. Es ist das Werk von Nelly Sachs [...]". - Im März des darauffolgenden Jahres kommt es auch zu einer persönlichen Begegnung von Celan und Geraedts in Paris, doch aus der angedachten Zusammenarbeit sollte schlussends nichts werden. - Beide Briefe im linken Rand gelocht (keine Textberührung), ein Brief mit einer kleinen Rostspur durch eine Büroklammer. Beiliegend eine ms. Postkarte und ein ms. Brief von Celans Verlag, der Deutschen Verlags-Anstalt, an Geraedts sowie 3 (2 ms. und 1 eh.) Briefe (samt 2 Kuverts) von diesem an Paul Sars, dem Herausgeber des kleinen Briefwechsels von Celan und Geraedts..

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Celan, Paul

Lyriker (1920-1970). 12 eigenh. Briefe mit U. Paris. Zusammen 26½ SS. auf 16 Bll. 4to und 8vo. Mit 1 eh. adr. Kuvert.
48.000 € (87104/BN57521)

Vertraute Briefe an die junge Sängerin Diet Kloos-Barendregt (1924-2015), die Celan im August 1949 auf der Terrasse des Cafés Dupont kennengelernt hatte, wo ihr die "Memoires d'une âne" von Sophie de Ségur vom Schoß gefallen waren. Der 29-jährige Dichter und die 25-jährige Musikstudentin aus Dordrecht waren ins Gespräch gekommen: über ihren Widerstand gegen die deutschen Besatzer, ihre Gefangenschaft und den Mord an ihrem Ehemann Jan Kloos, der im Jänner 1945 in Amsterdam standrechtlich erschossen worden war; über die Ermordung von Celans Eltern, über die Zwangsarbeit und seine Flucht aus Rumänien.

Nach ihrer Rückkehr entspann sich ein knapp einjähriger Briefwechsel, von dem zwar nicht ihre eigenen Briefe, dafür aber die hier vorliegenden Celans erhalten geblieben sind. - "Ich weiß nicht, wie spät es jetzt ist, jedenfalls ist es noch Nacht, das heißt es ist noch dunkel, wenn es auch schon Morgen ist - wieviel Uhr also? Umsonst, ich kann es nicht sagen, denn meine Uhr steht still, mein valet de chambre ließ sie gestern beim Aufräumen des Zimmers fallen, ich habe also, wenn ich so sagen darf, keine Zeit - endlich! und die Glocken der Kirchen geben nur schlechten Bescheid, sie sind zu zahlreich [...] sie stimmen nicht überein, ihre Glockenschläge folgen rasch aufeinander, es ist, wenn Du willst, dreißig oder zweiunddreißig Uhr, eine Stunde aus verschiedenstem Silber, ein aufmerksames, hellhöriges Ohr könnte unterscheiden, helles und deutliches von dunklem, undeutlichem Silber trennen und so die Zeit erfahren, aber mein Ohr ist träge, absichtlich, damit meine Hand umso reger wird, wenn mir endlich die Zeit abhanden gekommen ist. All das ist ein Glück für mich, der ich doch mit meiner Zeit nichts Rechtes anzufangen weiß - was tat ich bislang, wenn ich Zeit hatte? Ich wartete auf die Zeit [...] Alles ist zu schwer, weil alles zu leicht ist" (23. VIII. 1949). - "Was ich brauche, was ich so dringend brauche, eben deshalb, weil ich so oft von mir weg muß, auf Reisen gehen muß - und wie unbequem ist dieses Reisen: ich selber bin dabei reglos, wechsle nicht den Ort, die Welt aber saust unter meinen Füßen vorbei! - was ich also brauche, ist das Gefühl, daß es bei all diesem Hin und Her einen Ausgangspunkt gibt, der, wenn er auch nie wieder erreicht werden kann, dennoch bestehen bleibt - ein solcher Ausgangspunkt wären meine Gedichte, wenn ich sie in Sicherheit wüßte, sauber abgedruckt und gebunden" (6. IX. 1949). - "Ich bin im Begriffe, mein Leben anders, hoffentlich besser einzurichten als bisher und meinen, in den letzten Wochen etwas deutlicher werdenden Jahren Rechnung zu tragen. Ich glaube, Du hast mal die Linien meiner Hand angesehen, Diet; so wirst Du Dich vielleicht erinnern, daß meine Lebenslinie zweimal abreißt, um sich in zwei voneinander getrennten kleineren Linien fortzusetzen. Nun, mir will scheinen, daß ich gerade da stehe, wo dies zum zweitenmal geschieht, wo ich mich von mir selber abspalte, Gott weiß zu welchem Zweck. Immer weniger gleiche ich dem verspielten Knaben, der ich so gern war, und - verzeih - ich verschmerze das Unwiederbringliche schwerer als es einem erlaubt sein mag, der zu wissen glaubt, wie ein Auge im Dunkel strahlt" (21. IX. 1949). - "Und über allem, schwebend und dabei doch so lastend, der Alltag, die Rundfahrt durch die Welt des täglichen Brotes. Und unter allem, verborgen, kaum hörbar, aber quälend auf unterirdische Art, der Traum von der Unendlichkeit, nie verwirklicht, kaum geahnt, unerreicht. Und dazwischen: Ich, Paul Celan, ein Mann, der vielleicht doch noch ein Baum wird, wenn der Abend es will [...]" ("Dienstag abend", wohl 29. XI. 1949). - Im linken Rand gelocht und teils mit kleineren Randläsuren, sonst gut erhalten..

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Celan, Paul

Romanian born German-language poet (1920-1970). "Chanson einer Dame im Schatten". Autograph poem signed ("Paul Celan"). [Paris. Large 4to. German manuscript in brown ink on paper. 1½ pp. on 1 f.
15.000 € (87193/BN57644)

An early version of Celan's poem "Chanson einer Dame im Schatten" that was first published in the 1952 poetry collection "Mohn und Gedächtnis": "Wenn die Schweigsame kommt, die die Tulpen köpft: | Wer gewinnt? | Wer verliert? | Wer tritt an das Fenster? | Wer nennt ihren Namen zuerst? | Es ist einer, der trägt mein Haar. | Er trägts wie man Tote trägt auf den Händen. | Er trägts wie der Himmel mein Haar trug im Jahr da ich liebte. | Er trägt es aus Eitelkeit so. | Der gewinnt. | Der verliert nicht.

| Der tritt nicht ans Fenster. | Der nennt ihren Namen nicht [...]". - The only discrepancy between this manuscript and the published version concerns the first line where Celan changed "die die Tulpen köpft" to "und die Tulpen köpft". - Celan presented this manuscript as a gift to Diet Kloos-Barendregt in August 1949. Kloos-Barendregt (1924-2015) was a Dutch singer and resistance fighter whose husband had been executed by the Nazis in 1945. During a brief stay in Paris she met Paul Celan by chance at the Café Dupont in August 1949. They immediately formed a connection over their traumatic experiences and losses and started a romantic relationship. - Traces of folds. Minimally creased and minor browning. With punch holes, a paper clip stain to the upper margin, and insignificant tears. Provenance: from the estate of Diet Kloos-Barendregt, Bubb Kuyper auctions, November 2021..

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Celan, Paul

Romanian born German-language poet (1920-1970). "Chanson einer Dame im Schatten". Typescript poem signed in majuscules ("Paul CELAN"). [Paris. Large 4to. 1½ pp. on 2 ff.
5.500 € (87194/BN57645)

An early version of Celan's poem "Chanson einer Dame im Schatten" that was first published in the 1952 poetry collection "Mohn und Gedächtnis": "Wenn die Schweigsame kommt, die die Tulpen köpft: | Wer gewinnt? | Wer verliert? | Wer tritt an das Fenster? | Wer nennt ihren Namen zuerst? | Es ist einer, der trägt mein Haar. | Er trägts wie man Tote trägt auf den Händen. | Er trägts wie der Himmel mein Haar trug im Jahr da ich liebte. | Er trägt es aus Eitelkeit so. | Der gewinnt. | Der verliert nicht.

| Der tritt nicht ans Fenster. | Der nennt ihren Namen nicht [...]". - The only discrepancy between this typescript and the published version concerns the first line where Celan changed "die die Tulpen köpft" to "und die Tulpen köpft". - Celan presented this typescript as a gift to Diet Kloos-Barendregt August 1949. Kloos-Barendregt (1924-2015) was a Dutch singer and resistance fighter whose husband had been executed by the Nazis in 1945. During a brief stay in Paris she met Paul Celan by chance at the Café Dupont in August 1949. They immediately formed a connection over their traumatic experiences and losses and started a romantic relationship. - Traces of folds. Somewhat creased and minimally browned. With paper clip marks to the upper margin, punch holes, insignificant rust stains and tears. Provenance: from the estate of Diet Kloos-Barendregt, Bubb Kuyper auctions, November 2021..

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Celan, Paul

E. Brief mit U.
Autograph ist nicht mehr verfügbar

Paul Celan (eig. Antschel) (1920-1970), Schriftsteller. E. Brief m. U., Genf, 19. März 1956, zwei Seiten gr.-4°. Mit e. adressiertem Umschlag mit voller Absenderangabe. An die Verlegerin Ruth Klein in Baden-Baden, die Frau Woldemar Kleins, die verschiedentlich Almanache herausgab, in die sie Gedichte von Celan aufnahm: „[…] Seien Sie mir, bitte, nicht allzu böse, weil ich so lange nichts von mir hören ließ: nicht an Dankbarkeit fehlte es, nur an Worten. Mit meiner Genfer Adresse hat es, wie Sie sehen, seine Richtigkeit – leider. Ich lebe seit Anfang des Jahres hier, als Übersetzer beim Internationalen Arbeitsamt, mit anderen Worten: im Herzen des Dichterischen… Wir haben uns sehr gefreut, als ‚Schi Kunst Schi’ kam – darf ich nun, da Sie so freundlich sind, meiner Frau ein Honorar in Aussicht zu stellen, eine Bitte äußern? Wir hätten gerne ein Buch aus Ihrem Verlag: könnte es der Kandinsky-Band oder das Buch über den ‚Sturm’ sein? Wir wären Ihnen sehr dankbar. Gerne würde ich diesen Zeilen ein Gedicht für Ihren Almanach beischließen, aber – ich habe kaum etwas Veröffentlichbares geschrieben. Aber wenn es im Sommer dafür nicht zu spät ist, will ich mich wieder einfinden – hoffentlich mit etwas Vernünftigem […] Ich denke gern an Ihr schönes Haus zurück, an die vielen schönen Bilder and den Wänden, an die Bücher, an die Freundlichkeit, mit der Sie mich, den Eindringling, aufnahmen […]“ – In den Jahren 1956 bis 1958 erschien kein Gedichtband Celans, er arbeitete damals vor allem an Übersetzungen (Rimbaud, Blok et al). – Briefe Celans sind von größter Seltenheit.


Celan, Paul

E. Brief mit U.
Autograph ist nicht mehr verfügbar

Paul Celan (eig. Antschel) (1920-1970), Schriftsteller. E. Brief m. U., Paris, 9. März 1958, zwei Seiten gr.-4°. Mit e. adressiertem Umschlag mit voller Absenderangabe. An die Verlegerin Ruth Klein in Baden-Baden, die Frau Woldemar Kleins, die verschiedentlich Almanache herausgab, in die sie Gedichte von Celan aufnahm: „[…] Ich muß mir sagen, daß ich ihn gar nicht verdient habe, da ich so lange nichts von mir hören ließ. Immer wieder dachte ich, es würde sich mir eine Gelegenheit bieten, Sie persönlich darum zu bitten, mir mein Schweigen zu entschuldigen, aber leider brachte mich keine meiner Deutschlandreisen in die Nähe von Baden-Baden. Meine Adresse ist (und bleibt) die oben vermerkte […]. Im Mai sollte ich nach Frankfurt fahren – vielleicht kann ich dann Sie und Ihren Herrn Gemahl in Baden-Baden besuchen […]“ – Celand lebte seit 1948 in Paris, studierte 1949-50 Germanistik und Sprachwissenschaft und unterrichtete bis zu seinem Freitod 1970 Deutsche Sprache und Literatur an der École Normale Supérieure. 1958 erhielt Celan den Bremer Literaturpreis. – Briefe Celans sind von größter Seltenheit.


Celan, Paul

Eigenh. Gedicht mit U. ("Unkel Paol").
Autograph ist nicht mehr verfügbar

"Lieber Jakob, lieber Kaspar! / Bare Fässer sind nicht faßbar, / Fahre Bässe fahren sölten, / doch Sankt Pölten bleibt Sankt Pölten. / Frag den Vater, frag die Mutter, / beide wissens von der Butter. / Daher hab ich und vom Erich, / darum dich ich jetzt gehörich. / Denn Du hast ja heut Geburtstag, / also denk nicht, daß ich 'schnurz' sag! / Vielmehr sag ich: Alles Gute / unterm Hute, überm Hute! [...]". - Verso mit eh. Widmung an Jakob Kaspar Demus, den eben ein Jahr alt gewordenen Sohn von Celans engem Freund Klaus Demus.


Celan, Paul

"Rauchtopas". Autograph poem.
Autograph ist nicht mehr verfügbar

An early version of Celan's poem "Auf hoher See" that was first published in the 1952 poetry collection "Mohn und Gedächtnis": "Paris, das Schifflein, liegt im Glas vor Anker: | So halt ich mit dir Tafel, trink dir zu. | Ich trink solang, bis dir mein Herz erdunkelt, | Solange, bis Paris auf seiner Träne schwimmt, | Solange, bis es Kurs nimmt auf den Schleier Klarheit, | Der uns die Welt verhüllt, wo jedes Du ein Ast ist, | An dem ich hänge als ein Blatt, nie als ein Mensch". - Apart from the new title, Celan changed the fifth and seventh lines of the poem ahead of its publication. Instead of "Solange, bis es Kurs nimmt auf den Schleier Klarheit", the published version reads "So lange, bis es Kurs nimmt auf den fernen Schleier", and instead of "An dem ich hänge als ein Blatt, nie als ein Mensch", it reads "An dem ich hänge als ein Blatt, das schweigt und schwebt". - Celan presented this manuscript as a gift to Diet Kloos-Barendregt on 7 October 1949. Kloos-Barendregt (1924-2015) was a Dutch singer and resistance fighter whose husband had been executed by the Nazis in 1945. During a brief stay in Paris she met Paul Celan by chance at the Café Dupont in August 1949. They immediately formed a connection over their traumatic experiences and losses and started a romantic relationship. - Traces of folds. Minimally creased and minor browning. With punch holes. Provenance: from the estate of Diet Kloos-Barendregt, Bubb Kuyper auctions, November 2021.


Celan, Paul

"Todesfuge". Typescript poem signed in majuscules ("Paul CELAN").
Autograph ist nicht mehr verfügbar

The final version of Celan's most famous poem "Todesfuge" ahead of its publication in his 1952 poetry collection "Mohn und Gedächtnis", with the famous opening line, "Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends". - According to his own account, Celan wrote the poem in Bucharest in 1945, though some sources state that he had already started in 1944, just after he had been liberated from a forced labour camp. "Todesfuge" was first published in a Romanian translation by Celan's close friend Petre Solomon as "Tangoul mortii" in 1947. The first publication of the German original followed in 1948 in Vienna, as part of Celan's first volume of poetry, "Der Sand aus den Urnen". As the small edition contained many misprints, it was withdrawn by the author and most copies were destroyed. The publication in "Mohn und Gedächtnis" can thus be considered the first authorized publication of Paul Celan's "Todesfuge". - Celan presented this typescript as a gift to Diet Kloos-Barendregt some time between August 1949 and July 1950. Kloos-Barendregt (1924-2015) was a Dutch singer and resistance fighter whose husband had been executed by the Nazis in 1945. During a brief stay in Paris she met Paul Celan by chance at the Café Dupont in August 1949. They immediately formed a connection over their traumatic experiences and losses and began a romantic relationship. - Traces of folds. With punch holes. Provenance: from the estate of Diet Kloos-Barendregt, Bubb Kuyper auctions, November 2021.