Karl Buresch

Buresch, Karl

Rechtsanwalt und christlichsozialer Politiker (1878-1936). Briefkarte mit eigenh. Unterschrift. Wien. 8vo. 1 p.
120 € (76742)

Albumblatt mit Namenszug unterhalb seines Portraits. -Im Sommer 1922 wurde Buresch nach dem Rücktritt von Johann Mayer Landeshauptmann von Niederösterreich. Er hatte diese Funktion bis zu seiner Ernennung zum Bundeskanzler im Juni 1931 inne, sowie auch vom Mai 1932 bis zum Mai 1933. 1928 vertrat er beim Aufmarsch der Heimwehr und des Schutzbundes in Wiener Neustadt gegen das Interesse vom Bürgermeister Anton Ofenböck für ein generelles Verbot in Übereinstimmung mit dem Bundeskanzler Ignaz Seipel einerseits das Interesse der Heimwehr für einen Aufmarsch und genehmigte weiters den zeitlich und örtlich getrennten Aufmarsch des Republikanischen Schutzbundes, was mit einem massiven Aufgebot von Gendarmerie und Militär ohne Gewalt verlief. Als Landeshauptmann vertrat Buresch mit Entschiedenheit und Erfolg die finanziellen Interessen seines Landes, vor allem im Gegensatz zum sozialdemokratisch regierten Wien.

Im Lande selbst existierte aber bis 1934 eine Zusammenarbeit mit den Sozialdemokraten. Das Verhältnis Bureschs zu seinem sozialdemokratischen Stellvertreter Oskar Helmer wird geradezu als herzlich beschrieben. Besonders in der Periode von 1929 bis 30 näherte sich Buresch allerdings politisch den Heimwehren. Im Zusammenhang mit den autoritären Tendenzen der Zeit dürfte es stehen, dass Buresch 1932 als Bundeskanzler eine Kampagne zur Wiedereinführung der Todesstrafe über den Weg einer Volksabstimmung startete. Er scheiterte jedoch am Widerstand der Sozialdemokraten und der noch unzensierten liberalen und linken Presse. Der Name Buresch wurde im Zusammenhang mit einer Reihe von Finanzskandalen der Ersten Republik genannt. Die Niederösterreichische Bauernbank, zu deren Gründungsmitgliedern Buresch 1920 zählte, geriet im Jahr 1924 durch die Beteiligung an der fehlgeschlagenen Spekulationswelle gegen den französischen Franc in ernsthafte Schwierigkeiten und musste letztlich mit der auch schon geschwächten Centralbank der deutschen Sparkassen fusioniert werden. Im Oktober 1926 gab es in diesem Zusammenhang eine Pressekampagne gegen Buresch, die auch Vorwürfe persönlicher Bereicherung umfasste. Am Höhepunkt der Weltwirtschaftskrise und inmitten der im Mai 1931 aufgebrochenen Katastrophe der Creditanstalt wurde Karl Buresch nach dem Scheitern der zunächst betrauten Politiker Otto Ender und Ignaz Seipel mit der Regierungsbildung betraut. Seine Regierung galt als Übergangskabinett. Bureschs letzte Funktion war jene des Gouverneurs der österreichischen Postsparkasse (ab Januar 1936). Sie war bis zu seinem Tod vom Phönix-Skandal und von der Affäre Bosel überschattet, die nun wieder gerichtsanhängig wurde. Sein plötzlicher Tod wurde vielfach mit den daraus resultierenden Depressionen in Verbindung gebracht. Bundespressechef Eduard Ludwig sprach in seinen Memoiren von einer Überdosis an Beruhigungsmitteln..

jetzt kaufen