Lujo Brentano

Nationalökonom und Sozialreformer, 1844-1931

Lujo Brentano wurde hineingeboren in die prominente, aus Italien stammende katholische Intellektuellenfamilie Brentano: Die Geschwister seines Vaters Christian Brentano waren die Schriftsteller Clemens Brentano und Bettina von Arnim, sein älterer Bruder der Philosoph und Psychologe Franz Brentano. Sein Einfluss auf die Soziale Marktwirtschaft und auch persönlich auf die führenden Politiker der Gründungsphase der Bundesrepublik Deutschland (Theodor Heuss war sein Student und Doktorand) kann kaum überschätzt werden.

Quelle: Wikipedia

Brentano, Lujo

Nationalökonom (1844–1931). Eigenh. Mitteilung mit U. („Dr.Brentano“). [München]. ½ S. 8vo. Mit eh. adr. Kuvert.
150 € (13875)

An den Maler, Graphiker und Kunstgewerbler Eduard Lammert (1867–1957): „Mit der Bitte um Rückgabe [...]“. – Lujo Brentano zählt zu den führenden sozialpolitisch orientierten, von ihren Gegnern als „Kathedersozialisten“ apostrophierten deutschen Nationalökonomen „und trat in seinen Publikationen u. a. für die Gewerkschaftsbewegung und den Freihandel (‚Das Freihandelsargument’, 1901) ein. Seine Bemühungen, auch auf politische Entscheidungen Einfluß zu nehmen, schilderte er in seiner Autobiographie ‚Mein Leben im Kampf um die soziale Entwicklung Deutschlands’ (1931).

Sein wirtschaftsgeschichtliches Hauptwerk ist eine dreibändige ‚Geschichte der wirtschaftlichen Entwicklung Englands’ (1927–29)“ (DBE). – Eduard Lammert studierte bei Wilhelm Ritter von Lindenschmidt an der Münchner Akademie und in Paris an der Académie Julian. Seit 1900 war er Professor an der Städtischen Gewerbe- und Malschule in München und malte bevorzugt Landschaften und Portraits. Vgl. Thieme-Becker XXII, 267. – Mit minimalem Ausriß am linken Rand..

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Brentano, Lujo

Nationalökonom (1844–1931). 4 eigenh. Briefe mit U. Berlin und Leipzig. Zusammen (3¼+6½+5¼+1½=) 16½ SS. auf 11 Bll. 4to und 8vo. Mit zwei Beilagen (s. u.).
2.000 € (19887)

Inhaltsreiche Korrespondenz mit dem Politiker und Volkswirtschaftler Gerhard von Schulze-Gaevernitz (1864–1943), u. a. über dessen geplante Habilitation, die zeitgen. Wirkung von Carlyles Arbeiten, divergierende Interessen von Unternehmern und Arbeitern, Schieds- & Einigungskammern, die geschichtliche Entwicklung der englischen Arbeiterfrage, Arbeitsbörsen u. v. m. – „[...] Wie viele Mühe habe ich mir nicht gegeben, den Deutschen die geschichtliche Entwicklung der englischen Arbeiterfrage klar zu machen.

Alles vergebens! Von den Hochmögenden hat keiner etwas davon gelesen. Wie oft mußte ich von Freunden hören, es sei nun genug der Wiederholung des schon so oft von uns Gehörten! Und doch zeigt sich, daß Alles noch nicht oft genug gesagt worden ist [...] Wenn z. B. Herr Beumer die Frage aufwirft, wie es denn möglich sei, daß in England die Arbeitgeber mit den Arbeitern auf dem Fuße der Gleichberechtigung verhandeln[,] u. antwortet: weil die englischen Arbeiter das Zusammenwirken von Arbeit & Kapital als unumstößl. Nothwendigkeit anerkannten, so enthält dies einen ganz gefährlichen Irrthum: 1. die irrige Vorstellung, als beruhten die Einigungsämter auf der Identität der Interessen von Arbeit & Kapital, während sie die Organisation des Gegensatzes dieser Interessen sind. Sie sind nichts anderes als die Organisation der Arbeitsbörsen, auf der die entgegenstehenden Interessen von Käufer & Verkäufer ihren Ausdruck finden – in zivilisierter Weise. Von einer Identität der Interessen ist nicht in höherem Maße die Rede als von einer Identität der Interessen von Grubenbesitzern u. Eisenbahnverwaltungen. Die Identität beginnt erst da, wo die einseitige Übertreibung in der Geltendmachung der Interessen der Grubenbesitzer die Eisenbahnverwaltungen ruinieren würde. Eben diese Identität der Interessen u. keine weitere wird auch von den englischen Arbeitern & ihren Führern anerkannt. Nach Herrn Beumer aber sollte man meinen, die englischen Arbeitersekretäre erblickten in der Ansammlung von Kapital & in einem luxuriösen Leben der Fabrikanten ein Arbeiterinteresse. Da guckt der Fuchsschwanz denn doch allzu deutlich heraus; aber doch bin ich nicht sicher, daß die Predigt nicht gläubige Gänse findet [...]“ (a. d. Br. v. 25. Dezember 1889). – Mit einigen Stecknadeldurchstichen im linken oberen Rand; stellenweise mit kleinen interlinear glossierten Transkriptionen von fremder Hand und zahlr. Unterstreichungen in Blei- und Farbstift. – Der Br. v. 9. Januar 1890 auf einem an ihn gerichteten ganzseitigen eigenhändigen Brief des Politikers und Nationalökonomen Otto Arendt (1854–1936) und mit einem e. Antwortentwurf an denselben (¾ S.). – Beiliegend zwei Blatt mit Lektüreexzerpten von nicht identifizierter Hand (je 1 S. 8vo)..

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Brentano, Lujo

Nationalökonom (1844–1931). 5 eigenh. Briefe mit U. Leipzig, Sandown (Isle of Wight) und München. Zusammen (3+3+2¼+4+4=) 16¼ SS. auf 10 (= 5 Doppel)Blatt. 8vo.
2.500 € (19888)

Inhaltsreiche Korrespondenz mit dem Politiker und Volkswirtschaftler Gerhard von Schulze-Gaevernitz (1864–1943), u. a. über Fragen von Sozialdemokratie und Arbeiterorganisationen, Streiks, Sozialrevolutionäre, eine neu zu schaffende Kolumne im „Deutschen Wochenblatt“ u. a. – „[...] Die Vorgänge der letzten Wochen in London werden vielleicht vorübergehend die Wahrheit Ihrer Lehren nochmals verdunkeln. Die Folgezeit wird sie aber um so mehr erhärten. Die Frage ist ja nicht so, wie sie heute von der Kölnischen Zeitung, dem erklärten Organ des Centralverbands deutscher Industrieller, gestellt wird: Haben wir bei unserem autoritären System in Deutschland etwas Ähnliches wie den Streik der Briefträger zu erwarten? Die Frage ist vielmehr die: Wie äußert sich unter beiden Systemen, die in Deutschland wie in England gleichmäßig vorhandene Unzufriedenheit des Subalternbeamten? In England wendet sie sich gegen den Staat als Arbeitgeber unter Anerkennung der bestehenden Staats- und Gesellschaftsordnung; die Leute streiken, aber sind keine Socialrevolutionäre.

Bei uns äußert sich die Unzufriedenheit darin, daß Schutzmänner (wie hier in Leipzig) und Briefträger, Eisenbahnbeamten (allerwärts) socialdemokratisch wählen u. zuvor nicht in Friedenszeiten streiken, aber im entscheidenden Augenblicke gegen den Staat als solchen als Socialrevolutionäre auftreten. Den Großindustriellen erscheint freilich das Letztere als das Vorzüglichere. Sagte mir doch ein englischer Arbeitgeber im Frühjahr, die deutsche Sozialdemokratie sei doch viel angenehmer als die englischen Arbeiter; sie wendeten sich gegen Staat & Gesellschaft im Allgemeinen, machten aber dem Arbeitgeber keinen Strike; in England sei es umgekehrt [...]“ (a. d. Br. v. 20. Juli 1890). – „[...]Ich halte die von Ihnen angedeutete Möglichkeit einer Scission zwischen Alten & Jungen, Gelernten & Ungelernten, für wahrscheinlich eintretend, wenn Burns weiter Einfluß behält & Engels nicht bald stirbt, der via Aveling & Graham dort wie hier unheilvollen Einfluß übt. Doch scheint mir diese Scission nicht als ein Unglück, da sie nur vorübergehend sein wird. Die Menschen lernen eben nur durch Erfahrung am eigenen Leib; glücklich, wenn sie das selbst dann thun; die Engländer gehören dazu; es wird nach einiger Trennung & Kampf ein desto besserer Zustand hervorgehen. Was Ihre Bemerkungen angeht, daß wir vor Allem unter zurückgebliebener technischer Entwicklung leiden, so sind sie gewiß richtig. Doch bezweifle ich, daß mit dem Fortschreiten derselben Coalitionsfreiheit von selbst komme & erst dann ihren vollen Werth habe. Vielmehr ist die Coalitionsfreiheit gerade besonders werthvoll in den Zeiten des Übergangs von der niedrigeren auf die höhere technische Stufe; sie dient den unter dem Übergang leidenden als Schutz; die Coalitionen – wie die englische Entwicklung zeigt (und die Buchdrucker bei uns), – gedeihen besonders unter den von alten Organisationsreminiscenzen beherrschten früheren kleinen Meistern & Arbeitern u. andererseits sind sie für die Unternehmer ein mächtiger Sporn zur verbesserten Technik überzugehen, welche Arbeiter überflüssig macht. Kommt die Coalitionsfreiheit erst nach vollendeter technischer Umwälzung, so kommt es gar leicht gar nicht mehr zu gesunden Arbeiterorganisationen; die hülflose Masse ist bleibend erdrückt [...]“ (a. d. Br. v. 21. Oktober 1891). – Mit einigen Stecknadeldurchstichen im linken oberen Rand; stellenweise mit kleinen interlinear glossierten Transkriptionen von fremder Hand und zahlr. Unterstreichungen in Blei- und Farbstift..

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Brentano, Lujo

Nationalökonom (1844–1931). 4 eigenh. Briefe mit U. und 3 eh. Postkarten mit U. München, London, Prien am Chiemsee und Baden-Baden. Zusammen (4+1½+1¾+¾+1+2+1=) 12 SS. auf 11 Bll. Verschiedene Formate. Mit einer Beilage (s. u.).
3.000 € (19890)

Inhaltsreiche Korrespondenz mit dem Politiker und Volkswirtschaftler Gerhard von Schulze-Gaevernitz (1864–1943), u. a. über Postenbesetzungen, eine Reise nach London zur „Wiedererneuerung freundschaftlicher Beziehungen“ (27. November 1919), eine neu zu gründende Freihandelsliga, die Gefahr der Wiedereinführung des Zollgesetztes und das „Rüsten der Arbeitgeber gegen die Arbeiter“ (11. August 1925) sowie mit einer ausführlichen Besprechung von Schulze-Gaevernitz’ eben erschienenem Buch „Britischer Imperialismus und englischer Freihandel zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts“: „[...] Als das ökonomische Fazit Ihrer Darstellung ergibt sich mir Folgendes: England ist ein Rentnerstaat u.

Deutschland wird ein Rentnerstaat werden, wie denn auch Frankreich heute wesentlich Rentnerstaat ist. Es ist dies die notwendige Folge des Kapitalismus. Das Kapital sucht die Anlage, die am meisten Gewinn bringt. Der Rentnerstaat ist nicht im Widerspruch mit dem Freihandel, sondern sein Ausfluß. Nicht daß das Schutzzollsystem die Verwandlung des Industriestaats in den Rentnerstaat aufhalten könnte; sie tritt auch bei ihm ein. Allein sie tritt ein im Widerspruch mit dem Schutzzollsystem, während sie dem Geist des Freihandels entspricht. Denn der Freihandel verlangt, daß jedes Kapital die ihm vorteilhafteste Anlage suche. Daher denn das Kapital ins Ausland und in Colonien abströmt, sobald dort die Gewinnste höher werden als zu Haus. Die Folge ist: Dem Inland bleiben nur die Industrien, in denen es die größten Vorteile hat, und außerdem die Gewerbe, die für den heimischen Bedarf unentbehrlich sind. Je mehr der Staat Rentnerstaat wird, desto mehr nehmen die letzteren zu. Das zeigt sich schon deutlich an England. Die Renten aus dem Ausland werden im Inland verzehrt; die Nachfrage nach Arbeitern für Bauten, Wohnungen, Luxus aller Art im Inland nimmt zu; die Lage der darin beschäftigten Arbeiter hebt sich. [|] Die Verwandlung Englands (und ganz Europas) in einen Rentnerstaat heißt aber nichts anderes als fortschreitende Urbarmachung der Welt. Die vom ausgewanderten Kapital urbar gemachten fernen Länder und Weltteile blühen auf. Sie werden mehr und mehr die Sitze der großen Erwerbszweige. Dem Mutterland bleibt nur die alte Kultur. Es gedeiht, so lange es um ihretwillen aufgesucht wird, solange die Rentner um ihretwillen in ihm ihre Renten verzehren. Es wird gefährdet, so bald dieses aufhört. Fragt sich: Was ist die Bedeutung von Imperialismus u. Freihandel für diese Frage? Imperialismus bedeutet gewaltsame Übertragung des Schwerpunktes in die Colonien bei Unmöglichkeit, diese bei ausbrechenden Differenzen zusammenzuhalten; die Differenzen werden um so früher ausbrechen, je mehr der Imperialismus diese Entwicklung forci[e]rt; dann folgt eine Auflösung des Bandes in Feindschaft. Freihandel verzichtet auf staatliche Bindung der wirtschaftl. Verhältnisse, die bei dem einen wie dem anderen Systeme sich gleichmäßig entwickeln werden, verläßt sich auf die tatsächlichen Vorzüge, die das Mutterland bietet, u. gewährt daher größere Aussicht auf Dauer. Im einen wie im anderen Fall wird das Ende das gleiche sein. Die Zukunft gehört nicht den heutigen Kulturländern, sondern den neuen Weltteilen u. Asien u. Afrika. Europa sinkt in das Verhältnis Griechenlands zum römischen Reiche. Die Führung ist nie bei einem Volke geblieben; in Zukunft wird sie auch nicht bei einem Erdteil, bei Europa, bleiben. Das sind hier nur angedeutete ökon. Consequenzen. Sie ergeben sich m. E. mit Notwendigkeit aus der Natur des Rentnerstaats. Weder Militarismus noch Imperialismus, weder Schutzzoll noch Freihandel werden daran etwas ändern. Es heißt nur sich darauf einrichten. Sie scheinen dagegen an die wunderwirkende Kraft einer Weltanschauung zu glauben. Hier kann ich Ihnen nicht folgen [...]“ (aus einem undatierten, wohl 1906 geschriebenen Brief). – Teils mit einigen Stecknadeldurchstichen im linken oberen Rand, kleinen interlinear glossierten Transkriptionen von fremder Hand und zahlr. Unterstreichungen in Blei- und Farbstift, tls. auch mit kleinen Rostspuren und Randläsuren. – Beiliegend ein Blatt mit Lektüreexzerpten von nicht identifizierter Hand (1¾ SS. Gr.-8vo), der Br. v. 4. April 1917 mit einer halbseitigen Antwortnotiz des Adressaten..

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Brentano, Lujo

Nationalökonom (1844–1931). Kabinettphotographie mit eigenh. U. („LBrentano“). O. O. 143:100 mm auf etwas größerem Trägerkarton.
600 € (19892)

Brustbild im Profil; a. d. Atelier Elvira, München und Augsburg. – Einige winzige Randläsuren, sonst sehr wohlerhalten.

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Brentano, Lujo

Nationalökonom (1844-1931). Ms. vorgeschriebene Antwortpostkarte an den Verlag Max Rascher, Zürich, mit drei eh. Zeilen und U. [Berlin. 1 S. Qu.-8vo.
90 € (8337)

Mittelst Durchstreichung des nicht infrage kommenden Absatzes konnte sich der Unterzeichnende entscheiden, „an dem europäischen Sammelbuch ‚Der Aufbau’, das der Max Rascher Verlag, A. G., Zürich, herauszugeben gedenkt, mitzuarbeiten“ oder eine Mitarbeit abzulehnen. Brentano entschied sich für eine Mitarbeit, „wenn er nähere Mitteilung über das Unternehmen erhält“. – Am oberen Blattrand gelocht; auf Briefpapier mit gedr. Briefkopf des Verlags.

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Brentano, Lujo

Nationalökonom (1844–1931). 5 eigenh. Briefe mit Unterschrift. München. Zusammen (2+4+5+2¼+4=) 17¼ pp. auf 11 Bll. 8°. Mit einer Beilage (s. u.).
3.000 € (94732)

Inhaltsreiche Korrespondenz mit dem Politiker und Volkswirtschaftler Gerhard von Schulze-Gaevernitz (1864–1943), u. a. über Christentum und Sozialismus, den Streik der Setzer und ein in Erlangen neu geschaffenes Extraordinariat für Nationalökonomie sowie mit einer ausführlichen Besprechung von Schulze-Gaevernitz’ Buch „Der Großbetrieb – ein wirtschaftlicher und sozialer Fortschritt. Eine Studie auf dem Gebiet der Baumwollindustrie“: „[...] Nur in Bezug auf einen Punkt hätte ich in letzterer Beziehung eine Ergänzung gewünscht.

Ihre Sätze auf S. 224, wonach der Antheil des Kapitals am Produkte ab-, der der Arbeit zunimmt, sind zunächst noch einem Einwande ausgesetzt. Die Mitwirkung des Kapitals bei der Produktion wird nach Ihrer eigenen Ausführung mit dem technischen Fortschritt größer. Wo früher 100 Kapital und 1000 Arbeit mitwirkten, wirken jetzt 1000 Kapital & 100 Arbeit mit. Damit scheint zunächst der Satz auf S. 224 im Widerspruch. Wenn der auf das Kapital fallende Betrag auch relativ abnimmt, so scheint er fürs Erste doch absolut zuzunehmen, eben weil das Kapital absolut so viel größeren Antheil an der Produktion hat. Es scheint mir somit Ihr Satz 6 einer Einschränkung zu bedürfen. Er kann offenbar nur dann gelten, wenn trotz u. in Folge des Wachsens des Antheils des Kapitals an der Produktion die Zahl der in einem Produktionszweig beschäftigten Arbeiter sehr erheblich zunimmt. Wo dies nicht der Fall ist, ist zwar möglich, daß das Kapital von 100 auf 1000 steigt u. dabei der Kapitalgewinn von 10% auf 5% herabgeht, daß ferner die Arbeit von 1000 auf 100 herabgeht u. der Lohn um 100% steigt, bei der Vertheilung des Produkts kämen aber alsdann auf das Kapital statt der früheren 10 nunmehr 50, auf die Arbeit statt der früheren 1000 nurmehr 200. In solchem Falle könnte man also nicht sagen, daß der auf das Kapital fallende Betrag absolut, sondern nur daß er relativ abgenommen habe, u. auch hier nicht relativ im Verhältnis zur Arbeit, sondern nur relativ im Verhältniss [!] zur Größe des verwendeten Kapitals. Früher Kapital 100 jetzt 1000, Arbeit früher 1000 jetzt 100. Früher Gewinn 10 jetzt 50 – Lohn früher 1000 jetzt 200. | Dies würde nur dann nicht zutreffen, wenn die Zahl der verwendeten Arbeiter auf das Verhältniss [!] zur Zunahme des Kapitals wächst. Dies ist ja aber eben durch den technischen Fortschritt, der in der größeren Verwendung von Kapital anstelle von Arbeit beruht, ausgeschlossen. Mir scheint daher, daß Satz 6 nicht glücklich formuliert ist. Noch ein anderer Anstand! Auf S. 189 schreiben Sie: Die Conjuncturen fallen allein den Unternehmern zur Last, so lange die Löhne die Lebensnothdurft nicht überschreiten, dagegen Abwälzung durch Lohnminderung auf die Arbeiter, wo diese höher gelohnt sind! Leider ist das Erstere nicht zutreffend. Auch im ersteren Falle wälzen die Unternehmer durch Entlassung einen Theil der Conjunctur auf die Arbeiter ab; vgl. Sie die Arbeiterentlassungen in Sachsen im Gefolge der Mac Kinley Bill & der gegenwärtigen Krise. Was Sie auf S. 190 sagen, wird die Unternehmer nicht reizen. Sie haben ein Hinwegfließen der Arbeit nicht zu fürchten & gegen die Unterhaltung einer Reservearmee durch die Armenunterstützung haben sie gar nichts einzuwenden; dies hält den Lohn niedrig & die Arbeiter parat, während das Fehlen der Reservearmee in Folge der Gewerbevereinsunterstützung den Lohn hochhält. Dies sind 2 Schwächen des Buchs [...]“ (a. d. Br. v. 12. Juni 1892). – Mit einigen Stecknadeldurchstichen im linken oberen Rand; stellenweise mit kleinen interlinear glossierten Transkriptionen von fremder Hand und zahlr. Unterstreichungen in Blei- und Farbstift. – Beiliegend ein Blatt mit Lektüreexzerpten von nicht identifizierter Hand (1 S. Kl.-8°)..

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Brentano, Lujo

Nationalökonom (1844-1931). Eigenh. Brief mit U. München (Maximiliansplatz). 31.01.1900. 1½ SS. 8vo.
280 € (940606/BN940606)

An einen namentlich nicht genannten Collegen: "Ich bedaure sehr, aus ihren Zeilen zu entnehmen, daß die Oesterreicher die unverbesserlichen Doktrinierte bleiben wollen, welche zur Zerrüttung aller ihrer öffentlichen Verhältnisse geführt hat. Daß die 'Arbeiterzeitung' auf denselben Gedanken wie ich kam, zeigt auch mir, daß die Sozialdemokraten klüger sind als die übrigen oesterreichischen Parteien. Auch wenn der Kaiser einen solchen Vorschlag nicht sanktioniren würde, wäre es von großem Vorteil für die liberalen Parteien, ihn gemacht zu haben.

Ein taktischer Zug gegenüber dem Mißbrauch mit dem § 14, welchen ihnen die Arbeiter gewinnen würde. Ich kann meinen Artikel nicht mit einem 'das kann niemand weissagen' enden lassen. Das ist zu kläglich. Ich habe daher einen neuen Passus in meinem Sinne eingesetzt. Aber ich habe Ihnen die Concession gemacht, den § 14 nicht zu benennen, um Empfindlichkeiten nicht [...] zu verletzen. Hoffentlich verstößt der Passus [...] nicht so sehr gegen Ihre Prinzipientreue, dass Sie ihn nicht bringen können [...]". - Lujo (Ludwig Joseph) Brentano war Professor an den Universitäten Breslau, Straßburg, Wien, danach in Leipzig und zuletzt in München (1891–1916). Brentano sah den Staat im Gegensatz zu anderen reformorientierten Solzialisen weniger als Schutzinstanz der Arbeiterschaft, sondern als ein prinzipiell gleichberechtigtes Gegenüber beim Abschluss von Kollektivvereinbarungen. Brentano publizierte ab 1898 in Theodor Barths Zeitschrift "Die Nation" und ab 1901 auch in Friedrich Naumanns Wochenblatt "Die Hilfe". - Spuren alter Faltung..

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Brentano, Lujo

Nationalökonom (1844-1931). Eigenh. Postkarte m. U. Wien ("I, Maria Theresienstraße 8"). 25.07.1888. 1 S. Postkarte Qu.-8vo (141 x 83 mm). Mit eh. Adresse verso.
180 € (940607/BN940607)

Auf lithograph. vorgedr. "Correspondenz-Karte" an "die Manz'sche k.k. Hof- und Universitätsbuchhandlung in Wien I, Kohlmarkt 7": "Da ich am Freitag den 27 Morgens für 2 bis 3 Monate verreise, ersuche ich Sie hiermit, bis auf weitere Benachrichtigung Ihre Zusendungen von Büchern und Zeitschriften einstellen, sowie die bei mir lagernden Zusendungen im Laufe des morgigen Vormittags gefälligst abholen lassen zu wollen [...]". - Lujo (Ludwig Joseph) Brentano war Professor an den Universitäten Breslau, Straßburg, Wien (1888–1889), danach in Leipzig und zuletzt in München. - Minimale Tintenwischer. Mit lithograph. Postmarke.

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Brentano, Lujo

Nationalökonom (1844-1931). Eigenh. Postkarte m. U. Wien. 11.10.1888. 1 S. Postkarteformat. Qu.-8vo. Eh. Adresse verso.
180 € (940608/BN940608)

An Herrn Isidor Singer, "VIII, Auerspergstraße 5": "Für Ihre freundliche Einladung heute Abend sage ich Ihnen freundlichen Dank. Ich werde derselben gern Folge leisten u. ersuche Sie nur mich einstweilen bei Ihrer Frau Gemahlin entschuldigen zu wollen, wenn ich derselben nicht noch vorher meine Aufwartung mache [...]". - Lujo (Ludwig Joseph) Brentano war Professor an den Universitäten Breslau, Straßburg, Wien (1888-89), danach in Leipzig und zuletzt in München. - Auf lithographisch vorgedruckter "Correspondenzkarte No. ... zur pneumatischen Expressbeförderung. Die pneumatischen Züge verkehren von 8 Uhr Früh bis 9 Uhr Abends alle 20 Minuten" mit lithographischer Postmarke.

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Brentano, Lujo

Nationalökonom und Sozialreformer (1844-1931). Eigenhändige Sentenz mit U. O. O. u. D. ½ S. Folio (223 x 282 mm). Albumblatt mit gedruckter Bordüre und gedr. Fußzeile "Beitrag zum Selbstschriftenalbum 'Deutschlands Zukunft'", aufgezogen auf einen Bogen Pergamentpapier (ca. 330 x 344 cm).
550 € (85256/BN55802)

"Deutschlands Zukunft liegt weder in Verfolgung rückwärtsgerichteter Wünsche noch in der utopischer Ideale. Es hat eine Zukunft nur dann, wenn alle Deutsche - Länder wie Einzelne - statt in Verfolgung ihrer Sonderinteressen sich gegenseitig zu bekämpfen, auf dem Boden der gegebenen Tatsachen zum Wiederaufbau eines im Inneren wie nach Aussen einheitlichen Reiches sich zusammenfinden [...]". Geschrieben als Beitrag für die von Friedrich Koslowsky im Berliner Eigenbrödler-Verlag herausgegebene Faksimile-Anthologie "Deutschlands Köpfe der Gegenwart über Deutschlands Zukunft" (1928).

- Lujo (Ludwig Joseph) Brentano hatte in seiner aktiven Zeit Professuren an den Universitäten Breslau, Straßburg, Wien, danach in Leipzig und zuletzt in München übernommen. - Ästhetisch ansprechendes Blatt..

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