Franz Blei

Schriftsteller und Herausgeber, 1871-1942

Franz Blei promovierte 1895 zum Doktor der Nationalökonomie und wurde i. J. 1900 Redakteur der Zeitschrift “Die Insel”, einer der wichtigsten deutschen Zeitschriften der beginnenden literarischen Moderne. Bekannt wurde er vor allem als Essayist sowie als Herausgeber von Zeitschriften und erotischen Texten (etwa “Der Amethyst”, 1905). In seiner Zeitschrift “Hyperion” debütierte Franz Kafka. Darüber hinaus publizierte er als Herausgeber u. a. Robert Walser. Bleis bekanntestes schriftstellerisches Werk ist “Das große Bestiarium der deutschen Literatur” (1920), eine ironisch-spöttische Beschreibung aller wichtigen Autoren in alphabetischer Ordnung als mehr oder weniger exotische Tiere.

Quelle:

Blei, Franz

Schriftsteller und Übersetzer (1871–1942). Eigenh. Brief mit U. („Blei“). Wohl Berlin („Küstrinerstrasse 23“). 1 S. 4to.
900 € (14903)

An den Schriftsteller Walther Petry (1898–1932): „Aus den Musen drucken Sie ab was Sie wollen. Ich habe keine Bedingungen an Sie zu stellen. Die Gedichte von Valéry hab ich z. Zt. verliehen und weiss nicht an wen! [...]“ – Geboren in Magdeburg, lebte Walther Petry als freier Journalist, Schriftsteller, Herausgeber und Übersetzer (u. a. von Apollinaire, Lautréamont, Mallarmé, Valèry, Alfred Jarry und Leon-Paul Fargue) in Berlin. Für den Verlag „Die Schmiede“ übersetzte Petry auch Proust; eine gemeinsam mit Walter Benjamin und Franz Hessel betriebene Übersetzung von dessen „À la recherche du temps perdu” wurde jedoch wegen finanzieller Schwierigkeiten eingestellt.

Seit 1927 etwa leitete Petry das Feuilleton der „Magdeburgischen Zeitung“ und setzte sich nachdrücklich für Robert Musil ein, den er 1927 auch persönlich kennengelernt hatte..

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Blei, Franz

Schriftsteller (1871–1942). Eigenh. Brief mit U. Zürich. ¾ S. 8vo.
500 € (15775)

Wohl an einen Schriftsteller betr. der Zusendung seines „Erstlings“, d. i. das 1893 erschienene Drama „Die rechtschaffene Frau“: „Mit der Übersendung meines Erstlings wage ich noch die Bitte, dass Sie mir Ihre Meinung darüber sagen, so dass ich etwas daraus lernen kann [...]“. – Leicht gebräunt; am linken oberen Rand der Recto-Seite die von alter Hand stammende und wohl irrtümliche Datierung „1895“.

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Blei, Franz

Schriftsteller (1871-1942). Ms. Brief mit eigenh. U. ohne Ort. 4to. 1/3 p.
400 € (90799)

An einen namentlich nicht genannten Professor: „ich habe gleich an Müller geschrieben, dass er Ihnen die beiden verlangten Bände schicke. Meine Adresse ist Lietzenseeufer 2a Charlottenburg. […]“ - Das Datum und die Grußformel sind eigenh. geschrieben.

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Blei, Franz

Schriftsteller (1871-1942) Eigenh. Postkarte mit U. ("Blei"). München. 1 S. Qu.-8vo. Mit eh. Adresse.
600 € (33469/BN28656)

An den Berufsoffizier und späteren Fabrikanten wie Übersetzer K. L. Ammer (d. i. Karl Klammer, 1879-1959): "Was ist mit Claudel, Ode Die Musen - ich warte stündlich darauf! [...] Gratuliere zu Villon! Ein schönes Buch in jedem Bezug!" - Als Übersetzer zeichnete K. L. Ammer vor allem für Übersetzungen aus dem Französischen (Villon, Verlaine, Maeterlinck und Rimbaud) verantwortlich. - Etwas angestaubt und gebräunt und mit kleinen Randläsuren.

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Blei, Franz

Schriftsteller (1871-1942). Eigenh. Gedicht mit U. und einer kleinen signierte Zeichnung von Alfred Kubin. München. 28.07.1905. 2 SS. 8vo.
3.500 € (49331/BN33666)

Möglicherweise aus einem Gästebuch oder Freundschaftsalbum. - Beide Einträge datieren aus dem Juli 1905. - Das 18zeilige Gedicht von Franz Blei beginnt "Es drückt dich keine Last, nichts Schweres gab das Leben dir zur Bürde, nicht niedre Demuth und nicht steile Würde - Doch gehst du müde hin und hast den Rücken krumm vom schweren Tragen." - Kubin zeichnete dazu eine andächtig meditierende Figur. - Ursprünglich gefaltetes Doppelblatt, im Falz brüchig. - Vom Vorbesitzer ehemals im Rahmen präsentiert, daher im Passepartoutausschnitt leicht gebräunt.

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Blei, Franz

Schriftsteller (1871-1942). Eigenh. Brief mit U. München. 23.04.1905. 4 SS. auf Doppelblatt. Gr.-8vo.
1.500 € (936103/BN936103)

Wohl an den Wiener Verlag C. W. Stern: "Sehr geehrter Herr, ich möchte mir gestatten, zu dem, was Ihnen Herr von Bayros persönlich betreffs der Publikation der 'Purpurschnecke' mittheilen wird, noch einige Bemerkungen zu schreiben, die sowohl im Interesse der Publikation als dem des Verlages sein dürften. Meine und des Marquis Bayros Ansicht ist, dass in der Ausstattung des Buches alles gethan werden muss, das Bibliophilenpublikum dafür zu gewinnen, umso mehr als die Reproduktionstechnik der Blätter (Strichätzung oder Hochätzung, nicht Raster) keine an und für sich kostbare ist und die Kostbarkeit dafür auf Papier, Typendruck und Einband zu verwenden wäre, was alles grösste Sorgfalt verlangt, um nicht blos die Sache zu geben, sondern diese in der schönstmöglichen Form.

Ich weiß z. B. von hiesigen Buchhandlungen (Hirsch und Jaffé), dass sie für Publikationen wie den 'Parfümierten Garten' oder 'Gamiani', die ein Leipziger Verlag herausbrachte, blos deshalb keine Abonnenten und Käufer fanden, weil diese Bücher zu mesquin ausgestattet waren. Ich kann Ihnen mittheilen, dass der Insel-Verlag keine privaten Publikationen wie Aretino und Meursius mehr zu machen gedenkt (zum grossen Bedauern der Bibliophilen) - es wäre eine gute Gelegenheit, die Arbeit des Verlages weiterzuführen, in dessen Intentionen. Dass es den Käufern, die in Betracht kommen, nicht darauf ankommt, für ein geschmackvoll gemachtes Buch zehn Mark mehr zu bezahlen, ist eine alte Erfahrung. Ich bin im Besitz der Adressen der Insel-Bibliophilen, die ich Ihnen für den Prospekt-Versand der 'Purpurschnecke' gern zur Verfügung stelle, vorausgesetzt, das Buch kommt glänzend zu stande, wobei, auch bei einem Ladenpreise von 30 Mark, mir weniger riskiert scheint als im gegentheiligen Falle. Das Gedichtms., das Ihnen Herr von Bayros überbringt, ist nicht das Ganze und enthält auch manches, das in der letzten Redaktion wegfallen wird. Der Gesamtumfang wird etwa sein: 15 Blatt Zeichnungen, 15 Blatt Titel dazu, 120 Seiten Gedicht mit den Titeln auf einer separaten Seite, also ungefähr 10 Bogen Octav. Wie wir uns das Detail denken, darüber wird Ihnen Herr von Bayros genaue Auskunft geben. Wichtig scheint mir nur ein Papier, das weich ist und das für die Reproduktion der Zeichnungen nicht satiniert zu werden braucht. Für den Einband würde ich rothes Maroquin vorschlagen, vorausgesetzt, dass dies das Buch nicht unverhältnismässig vertheuert; in diesem Falle dann elfenbeinweiße Leinwand. Für die Luxusexemplare, auf China, würde ich aber unbedingt Maroquin vorschlagen. Dass man davon leicht 50 Exemplare mindestens verkauft, scheint mir außer Frage, nach allem, was ich von Leuten, die die Blätter gesehen haben, hörte: 'Hoffentlich giebt es eine Luxusausgabe'. [...] Dass die Auflage eine auf etwa 500 Exemplare limitierte sein müsste, um dem Buch seinen Seltenheitswert und dem Preise seine zweite Berechtigung zu geben, versteht sich wohl von selbst [...]". - Der von Franz Blei herausgegebene und von Franz von Bayros illustrierte Band "Fleurettens Purpurschnecke - Erotische Lieder und Gedichte aus dem achtzehnten Jahrhundert" erschien noch in jenem Jahr als Privatdruck in einer Auflage von 560 Exemplaren bei C. W. Stern in Wien (vgl. WG² Blei, 19). - Gelocht (geringf. Buchstabenberührung)..

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Blei, Franz

Schriftsteller (1871-1942). Eigenh. Brief mit Paraphe. O. O. 1 S. Gr.-8vo.
600 € (62326/BN45531)

An den namentlich nicht genannten Verleger Hans von Weber in München wegen des Buches "Briefe, Kalendernotizen und die vier Zeichnungen zu E. A. Poe von Aubrey Beardsley" (1908): "Zeitler gibt also die 4 Clichés Beardsley zu E. A. Poe für 100 Mark her [...] Ich habe an Waernd[orfer] geschrieben, er möge mir selber die B[eardsley]-Notizen abschreiben, da ich nicht kommen könnte. Die Briefe sehe ich jetzt auf den Druck durch, übersetze die 22 neuen und mache die nötigen Erklärungen, so dass das Ganze nach Weihnachten druckfertig ist [...]". - Mit kleinen Randläsuren.

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Blei, Franz

Schriftsteller (1871-1942). Eigenh. Brief mit U. München. 1 S. 4to.
950 € (74507/BN48551)

An den Verleger Hans von Müller, dem er - wohl in seiner Funktion als Mitherausgeber der "Insel" - berichtet, daß er von einem Projekt des Philologen Carl Schüddekopf gehört habe, der eine Heinse-Ausgabe vorbereite. Er schlägt vor (durch die Vermittlung seines Verlegers) "etwas Ungedrucktes von Heinse in der 'Insel' zu veröffentlichen, wobei ihm auch eine schöne Gelegenheit gegeben wäre, auf seine Gesamtausgabe eventuell aufmerksam zu machen. Auch wäre der Insel-Verlag nicht abgeneigt, eine Gesamtausgabe des Heinse in seine Publikationen aufzunehmen" (dieser letzte Satz ist rot unterstrichen - vermutlich von Müller, den so ein Konkurrenzunternehmen wohl nicht wirklich erfreut haben mag).

- Gut erhalten; feines Papier mit Wasserzeichen "Irish Crown Linen"..

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Blei, Franz

Schriftsteller (1871-1942). Ms. Sentenz mit eigenh. U. O. O. u. D. ½ S. Folio (223:282 mm). Albumblatt mit gedruckter Bordüre und gedr. Fußzeile "Beitrag zum Selbstschriftenalbum 'Deutschlands Zukunft'", aufgezogen auf einen Bogen Pergamentpapier (ca. 330:344 mm).
650 € (85226/BN55772)

"Wenn die Doppel-Deutschen der Phrase und des Geschäftes diese Gegenwart nicht verstellten, könnte man Deutschlands Zukunft sehen, ein Volk unter Völkern, ohne lakaienhafte Ueberheblichkeit, aber auch ohne falsche Demut [...]". Geschrieben als Beitrag für die von Friedrich Koslowsky im Berliner Eigenbrödler-Verlag herausgegebene Faksimile-Anthologie "Deutschlands Köpfe der Gegenwart über Deutschlands Zukunft" (1928). - Franz Bleis bekanntestes Werk "Das große Bestiarium der deutschen Literatur" wurde seit den 1920er Jahren - ab 1922 bei Rowohlt - herausgegeben.

Blei erlaubte sich darin, auf ironische Weise Deutschlands Schriftsteller ihren Talenten entsprechend als Tiere, teilweise von exotischer Natur, zu beschreiben..

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Blei, Franz

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Franz Blei (1871–1942), Schriftsteller. 9 (8 e. und 1 ms.) Briefe mit e. U. und 5 e. Postkarten mit U. München, Schloß Kropfsberg bei Brixlegg, Berlin und o. O., 1902 bis 1906. Zusammen 18 SS. auf 22 Bll. Verschiedene Formate. – An den Schriftsteller und Übersetzer Karl Klammer (1879–1959), dessen hochgeschätzte Gedicht-Übertragungen aus dem Französischen er für die von ihm herausgegebenen Zeitschriften – namentlich „Die Insel“, „Der Amethyst“, „Die Opale“ und „Hyperion“ – erbittet. – I: „Die Insel stellt vorläufig bis auf weiteres ihr Erscheinen ein. Wollen Sie die Sache nicht an Dr. Cäsar Flaischlen, Redakteur der ‚Kunst’ [...] senden?“ (Postkarte v. 25. Oktober 1902). – II: „[...] Kennen Sie ‚Femmes’ von Verlaine und auch von ihm die Lesbischen Sonette? Hätten Sie nicht dazu Lust? Dass sie Ihnen wohlgelingen würden, entnehme ich aus den beiden Proben. Empfehlen möchte ich auch Rimbaud [...] und die Gedichte von Paul Claudel, die in der Eremitage, Heft vom 15. Juli 1905 erschienen sind [...]“ (Br. v. 7. März 1906). – III: „[...] Der nächste Jahrgang des Amet[hyst] wird als Die Opale bei Zeitler in Leipzig vierteljährig erscheinen, von Drugulin gedruckt und in aller Hinsicht schöner sein [...] Möchten Sie mir gegen ein Jahresexemplar von Zeit zu Zeit etwas schicken? [...]“ (Br. v. [1906/07]). – IV: „Ich möchte Ihnen wünschen, dass Sie in einem Jahr Major wären [Klammer war zu jener Zeit Husaren-Leutnant in Lemberg], damit Sie mehr Zeit für die Reitschule des Pegasus finden, die Sie jetzt leider den Kavalleriepferden geben müssen. Aber an Villon und Verlaine, Femmes, Hommes [...] müssen Sie sich schon halten, trotz all dem. Es wäre doch zu schade, wenn jetzt für lange nichts sonst mehr bei Ihnen skandierte als die Pferdehufe in der Manège, so schön das auch ist [...]“ (Br. v. Schloß Kropfsberg, wohl Frühjahr 1907). – V: „[...] Wegen des Sonetts [...] von den mir zur Verfügung stehenden Verlegern will keiner. Empfehle Ihnen – unter Berufung auf mich – den Verleger Dr. Ludwig, Wien [...] der wird’s machen. Nur nicht Stern, das ist ein Spitzbub, ein jüdischer. – Corbière wird wohl Kippenberg machen, hab ihm zugeredet [...]“ (Postkarte v. 15. Dezember 1907). – VI: „Den tragischen Dialog von Mockel bringe ich im ‚Hyperion’ (so heissts nun) [...] auch Claudel [...] Ich gratuliere zum Villon, der ist noch feiner gelungen als der Rimbaud. Vergessen Sie nicht: Corbière, Laforgue, Francis Jammes. Dann kaufen Sie sich doch von Franc Nohain ‚Flutes’, ein ganz köstliches Stück, famose Sachen darin für die ‚Fledermaus’ [...]“ (aus einem wohl auf 1908 zu datierenden Brief). – Karl Klammer übertrug um 1900 einen Großteil der damals bekannten Gedichte Arthur Rimbauds sowie der Gedichte François Villons ins Deutsche und wirkte mit seinen Übersetzungen stark auf die Autoren des Expressionismus. „Nach seinem Austritt aus der Armee 1919 trat Klammer in die Wiener Verlagsanstalt Freytag und Berndt ein, die er bis 1949 leitete. Die beruflichen Verpflichtungen hielten ihn zusehends von seiner lyrischen Tätigkeit ab, weshalb er allmählich in Vergessenheit geriet. Heute müssen Klammers Rimbaud-Übertragungen als wichtiger Impuls für die Entwicklung der deutschen Literatur um die Jahrhundertwende betrachtet werden. In Erinnerung ist Klammer auch wegen des Plagiatsskandals von 1929 rund um Bertolt Brechts ‚Dreigroschenoper’ geblieben. Brecht hatte in seinen Liedern immer wieder längere Passagen teils wörtlich von Klammers Villon-Übersetzungen entlehnt. Klammer, dem das Aufsehen eher unangenehm war, einigte sich mit dem Bühnenverlag Felix Bloch Erben auf eine Abgeltung in Höhe von zwei Promille der Einnahmen. Der Erfolg des Stücks bescherte dem Übersetzer einen beachtlichen Gewinn, mit dem er sich einen Weingarten in Grinzing (Wien) kaufte. Den flüssigen Ertrag nannte er schelmisch ‚Dreigroschenwein’“ (http://www.onb.ac.at).