E. Brief mit U.
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Ferdinand Graf von Zeppelin (1838–1917), General und Luftschiffkonstrukteur. E. Brief mit U. („Gf. Zeppelin“). Lausanne, 19. Dezember 1896. 3¾ SS. auf Doppelblatt. 4°. – Inhaltsreicher Brief an einen namentlich nicht genannten „Baudirector“, den er in technischen Fragen um Rat gebeten hatte, nachdem eine von Kaiser Wilhelm II. eingesetzte Sachverständigenkommission seinen ersten patentierten Entwurf eines Großluftschiffes als unverwertbar abgelehnt hatte. Zeppelin bemühte sich nun seinerseits um technische Verbesserungen und Anerkennung in Fachkreisen: „Zu meinem großen Bedauern mußte ich Ihrer gefälligen Zuschrift von gestern entnehmen, daß Sie befürchteten, ich könnte die mir gütigst in Aussicht gestellte Beantwortung meiner Fragen benutzen, um damit – gestützt auf Sie – Herrn Professor Lindes Gutachten anzufechten [gemeint ist der Ingenieur Carl von Linde, 1842–1934]. Das hat mir in dieser Form durchaus fern gelegen, weil ich mir des Schadens der meiner Sache durch die unausbleibliche Verstimmung des Hrn. Linde, wenn ich so vorgegangen wäre, entstehen müßte, voll bewußt war. Auch Herrn Peters gegenüber habe ich nur von Fragen gesprochen, die ich ganz privatim an Sie gerichtet habe, um ein Urteil über den Wert meiner eigenen Auffassungen zu bekommen, bevor ich mit denselben von mir aus hervortreten würde [...]“. – Es folgt ein längeres Zitat aus seinem Brief an den Ingenieur Theodor Peters (1841–1908) (über die Bedeutung der Fahrgeschwindigkeit für die Beurteilung der Kommission), worin er u. a. von dem Ingenieur Karl von Bach spricht, der kein Urteil abgeben wolle „in einer Sache [...] in der seine Collegen schon gesprochen haben, und die gar in einer Kommission behandelt worden ist, welcher er selbst angehört hat“: „Die in die Kommission gejagten Schreckschüsse, wegen der Verschlechterung des Gases durch die Einfüllung, und wegen des geringen Wertes, den die Marine auf Luftschiffe lege, haben sich inzwischen als ganz unberechtigt herausgestellt. An jener trägt nur die unglaubliche Ungeschicklichkeit eines in Berlin zur Zeit angenommenen Unternehmens schuld; während mir bezüglich der Marine von kompetentester Seite eine Ausführung über den außerordentlichen Nutzen zugegangen ist, welche meine Luftfahrzeuge der Marine bringen würden. Auf meiner Reise habe ich auch Berg in Eveking bei Lüdenscheid [d. i. der Industrielle und Erfinder Carl Berg, 1851–1906] besucht, und mich dort überzeugt, daß ganz bedeutende Fortschritte in der Behandlung des Aluminiums [...] gemacht worden sind. Daraus wird sich für das Gewicht meiner Fahrzeuge zweifellos eine erhebliche Ersparnis ergeben, welche zu weiterer Vermehrung der Betriebskraft verwendet werden kann. Für mein Verständnis erscheint namentlich das von Berg erfundene Gießen von Stäben, Rohren und allerhand anderen Dingen mit einer die Gleichmäßigkeit sichernden, seitlichen s. g. Fahne, als große Verbesserung [...]“. – 1898 wurde schließlich in der Fabrik von Carl Berg mit der Produktion von Teilen für den ersten Zeppelin begonnen. – Papierbedingt leicht gebräunt und mit kleinen, alt hinterlegten Einrissen im Mittelfalz.