Johann Salomo Semler

Semler, Johann Salomo

evangelischer Theologe und Mitbegründer der Aufklärungstheologie, insbesondere der historisch-kritischen Bibelwissenschaft (1725-1791). Eigenh. Stammbucheintrag mit Namenszug. Saalfeld. Quer-8vo. 1 p.
$ 486 / 450 € (76111)

1771 erschien sein Hauptwerk Abhandlung von freier Untersuchung des Kanons. Der Kanon sei durch historische Bedingtheiten bestimmt und nicht „vom Himmel gefallen“. Der historische Entstehungsprozess tritt damit in den Vordergrund. Er vertritt die Auffassung, die Texte seien erst spät nach der Zeit entstanden, von der sie berichten. Daraus folgerte er, dass in der Schrift zwar das Wort Gottes enthalten ist, sie aber nicht das Wort Gottes ist. Deshalb weist er das orthodoxe Schriftprinzip (Verbalinspiration) zurück, vielmehr gebe es in den Texten Fehler, Widersprüche und Zusätze. Daraus entwickelte er die Forderung, man müsse kritisch analysieren und sich die zeitgeschichtlichen Bedingtheiten deutlich machen.

Das Neue Testament sei durch Akkommodation, Anpassung von Jesus an den Verstehenshorizont der damaligen Menschen, entstanden. Man könne Aussagen nicht parallel in die heutige Zeit übersetzen, denn die Texte verdankten sich ihrer damaligen Zeit. Das Christentum wurde bis zum 2. Jahrhundert mündlich überliefert und dann erst schriftlich fixiert. Semler entwickelte eine Richtung der Theologie, die durch eine Unterscheidung von öffentlicher wissenschaftlicher Theologie und privater lebendiger Religion gekennzeichnet war: Die private Religiosität ist eine dogmenfreie, emotionale innerliche Religion des mündigen Individuums, die keiner Konfession bedarf. Die öffentliche Religion ist dagegen die notwendige kirchliche Form, eine äußerliche Religion, die sich an die Dogmen und überlieferten Bekenntnisse halte. Diese Unterscheidung ermöglichte es dem eigentlich liberalen Semler sogar, dem preußisch-konservativen so genannten Wöllnerschen Religionsedikt von 1788 zuzustimmen..

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Semler, Johann Salomo

Theologe (1725-1791). Eigenh. Brief mit U. Halle. 19.10.1772. 3 SS. auf Doppelblatt. 4to. Mit einer Beilage (s. u.).
$ 703 / 650 € (79660/BN51721)

An einen namentlich nicht genannten Adressaten: "Ich kann auf dero gütige Denkungsart rechnen, wenn ich mir diese Freiheit nehme, wegen einer großen Angelegenheit, die einen Wechsel für die Cassa [...] angehet, (wodurch ich als theolog. Ephorus mit Herrn Prof. Stiebriz [d. i. der Philosoph Johann Friedrich Stiebritz], als philosoph. Ephorus, gleichsam eine Probe erstellen kann), an E. H. mich zu wenden, und zu bitten gütige Nachfrage thun zu laßen, ob der Wechsel [...] wirklich gezahlet wird? Hl.

Prof. Stiebriz ist zu furchtsam und bedenklich, weil Er mit diesen Sachen nicht umgegangen ist, ich überne[h]me es, um H. Archidiaconus Thinckel in Breslau [d. i. Johann Friedrich Thinckel], der die Einna[h]men der Gelder hatte, des Verlust[s] zu überheben, da Ihm sonst der Wechsel zurück geschickt wird, weil freilich die preußische Cassa nicht Ursache hätte dergleichen Umstände, statt baren Geldes, zu überne[h]men [...]". - Beiliegend: Eigenh. Notiz mit U. Eine Liste mit den Titeln verliehener Bibliothekswerke und der zugehörigen Signaturen, teils gestrichen, einmal der Zusatz "nicht zurückgekommen", datiert 17. XII. 1785. Jeweils mit kleinen Montagestreifen..

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