Clemens von Brentano

Brentano, Clemens von

deutscher Schriftsteller (1778-1842). Eigenh. Gedichtmanuskript m. U. „Clemens“ (Titel und 41 Strophen à 4 Zeilen). o.O. Gr.-8vo. 4 SS. Doppelblatt.
$ 30,271 / 28.000 € (49622)

Hübsches Gedichtmanuskript mit Unterschrift am Ende „Clemens. „Frühmorgenlied vom Kirschblütenstrauß, schweren Stein, und von des, lieb Herz, und deiner Güte und ihrem Segen,

Geschämig trit die falbe
Aurora vor das Himmelhaus
Da legt die graue Schwalbe
Fromm plaudernd ihr die Träume aus.

Da sinken in das Blaue
Der Sterne Geisteraugen ein
Da wäscht sich in dem Taue
Das Licht den Sonnenschleier rein.

Mich weckend summt die Mücke
Am Fenster, möcht zum Licht hinaus
Da lenk' ich meine Blicke
Auf einen Kirschenblütenstrauß.

Der Strauß von dir gepflücket
Er hielt die Blüten fest bis heut
Doch hat sich heut gebücket
Und seinen Schmuck umhergestreut.

Die Blätter aber strecket
Er frisch noch zu dem Lichte aus,
Zum Licht, das mich erwecket
Und dich und deinen treuen Strauß.

Vergieb geliebtes Leben
Daß ich zuerst an dich gedacht
Kann ich zum Licht noch streben,
So ist's, weil mir's in dir erwacht.

Was wär' mir dann die Sonne
Schien' sie nicht in die Augen dein,
In ihnen wird sie Wonne
In meinen wird sie Feuerpein.

Wohin ich in der Kammer
Die irren Blicke irren lass'
Schlägt mahnend mir ein Hammer
Ans schwere Herz ohn' Unterlaß.

Die Bücher, und die Bilder
Die geizig ich zusammentrug,
Sie schreien immer wilder
O stein'ger Acker, stumpfer Pflug.

Die Steine wollt' ich wälzen
Zu einer freien Aussicht Lust
Es wuchs daraus ein Felsen
Der fiel zurück auf meine Brust.

Zerschmettert, unbegraben
Lag ich in Wind und Wettersnot
Es fraßen mich die Raben,
Ich starb und starb doch nie zu Tod.

Es wollt' kein Vogel singen
Als wäre dieser Stein verflucht
Es wollt' kein Quell entspringen
Der meine heiße Kehle sucht.

Nur Kröten, Ottern, Schlangen
Umkrochen kalt mir meine Brust
Daß Kühlung ich empfangen
Selbst von dem grimmen Eckel mußt.

Und wenn ich glühend weinte,
Verzweiflung mich zu singen zwang
Da lobten mich die Freunde
Hohnlächelnd im Vorübergang.

Heran wollt' keiner treten
Den Stein zu wälzen von der Brust,
Mit mir wollt' keiner beten,
Und ich hab' kein Gebet gewußt.

Da rang ich endlich blutig
Die rechte Hand mir los und frei,
Und schlug ein Kreuz gar mutig
Daß Jesu mir barmherzig sei.

O wundertätig Zeichen
Du trugst die Sünde aller Welt
Ich fühlt' die Last auch weichen
Du warst als Stütze aufgestellt.

Ein Vöglein kam gereiset
Baut mir ein Dornennest ins Herz
Das Vöglein Buße heißet
Und sein Gesang heißt: bittrer Schmerz.

Ein Gärtlein ich ihm baute
Von herbem Kraut, heißt Reu und Leid
Da fraß es von dem Kraute
Trank meine Tränen allezeit.

Und heißer ward sein Brüten,
Das Dornennest in meiner Brust
Fühlt' ich wie Feuer wüten
Das dürstend still ich tragen mußt'.

So lag ich da alleine
Und hört' den Vogel, sah das Kraut
Als plötzlich von dem Steine
Ein kühler Quell herniedertaut.

Da sah ich auf der Spitzen
Des Steines in dem Sonnenschein
Gar still mitleidig sitzen
Dich liebes frommes Jungfräulein.

Dem Quell, der mich erquicket
Erschlossest du das Felsentor
Aus deinen Augen blicket
Die Gnade all, die ich verlor.

Du siehst mit frommen Sinnen
Dem Tanz der kleinen Fliegen zu
Und gönnst den goldnen Spinnen
Ihr schwebend Haus in Sonnenruh'.

Den Käfer auf den Rücken
Gefallen, richtest mild du auf,
Schlägst sichre Blätterbrücken
Der Ameise in ihrem Lauf.

Du räumest auf den Stegen
Die Steine aus des Wandrers Schritt
Und tiefst auf irren Wegen
Die Spur mit deiner Füße Tritt.

Du richtest längs dem Pfade
Die sturmgebeugte Ähre auf
Und wirfst das zum Gestade
Gehüpfte Fischlein in den Lauf.

Du wärmst mit deinem Hauche
Das nestentfallne Vögelein
Und sammelst von dem Strauche
Zum Bett ihm zarte Wolle ein.

Und seinen Eltern streuest
Du deines Brodes Krümlein aus
Weinst mit dem Leid und freuest
Dich mit der Lust in Gottes Haus.

Deckst selbst das Nest der Schlangen
Flehst selbst der Kröte um ein Schild
Siehst du die Spinne hangen
Feindselig überm Ekelbild.

Mein Weh hast du gespüret
Und riefst den Sünder gern zu Gast
Den Stein hast du gerühret,
Er weichet schon ich atme fast.

Mein Durst hat dich gezogen
Und deine Tränen flossen mir
Die ersten Gnadenwogen
Entsprangen mir von dir, von dir.

Ich las aus deinen Blicken
Daß Gottes Lieb unendlich ist
Dein Mund konnt' mich erquicken
Er sprach und sang von Jesu Christ.

Du sprachst: »Wie einst auf Erden
Der Feind den lieben Herrn versucht
Daß Stein zu Brot sollt' werden
Hast du bei Jesu auch gesucht.

Du lebst nicht nur vom Brode
Nein auch vom Wort aus Gottes Mund
Dich macht vom innern Tode
Die Liebe Jesu nur gesund.

Der Stein, der dich erdrücket
Ist greulich vor der Seele mein
Doch hab' ich ihn gerücket
O glaub und Gott wird gnädig sein.«

Da glaubt' ich und den Riegel
Schobst du hinweg vom Himmelstor
Und gabst dem Felsen Flügel
Und trugst ihn über mir empor.

Doch lieg' ich noch zerschlagen
Und treu noch pflegst du mich lieb Kind
Bis auf Eliae Wagen
Ich endlich deinen Himmel find'.

So Herz! mußt' ich heut morgen
Als ich zum Lichte aufgewacht
Die Liebe von dir borgen
Die ich dem Schöpfer zugedacht.

So hab' ich Gott gedanket
Daß er dich auch erwachen läßt
Wer schwer gefallen, wanket
Und hält den Stab mit Ängsten fest. Gedichtmanuskripte von Brentano sind von großer Seltenheit..

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