Andersen, Hans Christian
Danish poet (1805-1875). Autograph letter signed. Oldenburg. Folio. 2 pp. Mit Adresse. Respektblatt abgetrennt.
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Inhaltsreicher Brief an seinen Freund, den Diplomaten und Schriftsteller Carl Olivier Freiherrn von Beaulieu-Marconnay (1811-1889) in Weimar. - Beaulieu war als Referendar für Auswärtige Angelegenheiten in weimarische Dienste getreten; 1848 wurde er Justizminister. Andersen machte seine Bekanntschaft 1844 in Weimar und wohnte fortan bei ihm, wenn er sich dort aufhielt.
„[…] so innig und oft dencke ich an Sie; wie ein Bruder sind Sie mir gewesen und Sie bleiben es immer, nicht wahr? Dieses Mal sind Sie nicht heiter gewesen wie im Winter, aber ich hoffe Sie froh und glücklich zu sehen, wenn wir uns wieder begegnen! glauben Sie mir, ich nehme so innig und herzlich Theil an ihrem Glück; ach wie schön, wenn ich einmal nach Weimar kommen konnte […] Den Brief in Leipzig habe ich empfangen, der aus England war, wie Sie glaubten, von Mary Howitt“ [der Übersetzerin seiner Werke ins Englische], „sie machte mir eine Anbietung, wenn ich etwas von meinem Faust für das Journal ihres Mannes schreiben wollte, aber das geht nicht, ,der Ahasverus’ will sowas nicht erlauben.
Die Howitt erzählt auch sonst wie beliebt meine Schriften sind in England, und will daß ich dahin kommen sollte, alle meine Freunde kennen zu lernen; aber jetzt geht es nach Dänemarck; Morgen will ich schon fort über Bremen und Hamburg. - Mein König“ [Christian VIII.] „ist mir sehr gnädig gewesen, gestern bekam ich Brief von Kollin“ [Jonas Collin, dänischer Konferenzrat, sein väterlicher Freund], „und im Brief lag das Dannebrogs Band, der König hat mich, ich glaube seinen Geburtstag, zu Dannebrogs Ritter ernannt, jetzt fehlen mir 10 deutsche und danische ,Bände’; Wie Sie wissen ich habe persöhnlich mein König sehr lieb, und Sie verstehen denn daß diese Zeichen seiner Güte macht mir Freude. Durch die Zeitungen sehe ich das die Schriftsteller-Versamlung in Weimar ist rückgängig geworden, Laube hat sich ganz sonderbar genommen, es scheint mir daß er, mit Wille, die ganze Sache umgestürzt hat; es ärgert mich, ich fandt es schön daß eben in Weimar diese Versamlung stattfinden sollte. Der Minister Schweitzer konnte nicht anders handlen als er gethan hat. - Hier in Oldenburg ist Alles freundlich und gut, leider fühle ich mich weit mehr angegriffen hier als in Weimar, die Luft, glaube ich, ist gar zu schwer, ich bin noch nicht bei Jerndorff gewesen, es ist mir gar so weit, ich habe diese Wanderung versucht aber ich war ganz elend. - Auch die Reise auf dem Eisenbahn von Leipzig nach Braunschweig war mir ein Bischen so weit, ich muß ordentlich einfrieren im Winter um stark zu werden, auf dem Posthaus in Oldenburg des Abends war ich empfangen von Eisendecher und der gute, liebe Alexander“ [A. Frhr. von Beaulieu-Marconnay, der Bruder des Adressaten]; man hat mich sehr gehegt und gepflegt; Alexander ist außerordentich herzlich und liebenswürdig, er siht ganz blühend aus und lacht so prachtvoll, daß ich als Lustspieldichter ihm wünschte im Theater immer wenn meine Lustspiel gegeben werde. Er spricht mit so einer treuen Anhänglichkeit über der Bruder in Weimar. - Ein Gruß habe ich an Sie von Hern Major von Egloffstein“ [Julius Frhr. von E., Adjutant des Großherzogs von Oldenburg]. „Mosen [Julius M., Dramaturg am Oldenburger Hoftheater] „ist wieder in Oldenburg, aber immer schwach; Sontag wird das Theater mit Göthes ,Faust’ geöfnet, aber da bin ich fort, eine neue, nie auf einer Bühne aufgetretene Schauspielerinn“ [Sidonie Senger] „giebt die Grethe und der bekannte Dramaturg Röscher“ [Heinrich Theodor Rötscher, Theaterkritiker der Haude- und Spenerschen Zeitung in Berlin], „ihr Lehrer, ist erwartet zu dieser Feierlichkeit […]“ - Andersen, am 19. September in Oldenburg zum Besuch der befreundeten Familie von Wilhelm von Eisendecher eingetroffen, beschäftigte sich damals mit dem Prospekt für seine „Gesammelten Werke“, die ab 1847 bei dem Verleger Carl Berendt Lorek in Leipzig erschienen.
sie machte mir ein Anbietung, wenn ich etwas von meiner Buch Ahasverus für den Journal Ihres Mannes schreiben sollte, aber das geht nicht, der sonst will so was nicht erlauben. Die Howitt erzählt, mich wie beliebt meine Schriften sind in England und will, daß ich dahin kommen sollte, alle meinen Freunden kennen zu lernen.